Fraunhofer – 60 Jahre im Auftrag der Zukunft

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Die 1949 in München gegründete Fraunhofer-Gesellschaft hat sich nach schwierigen Anfängen zur größten Organisation für angewandte Forschung in Europa entwickelt. Mit ihrem einzigartigen Modell der erfolgsabhängigen Finanzierung ist sie zum weltweit gefragten Vorbild für Vertragsforschung geworden. Heute spielt sie als Motor für Innovation eine zentrale Rolle im deutschen und europäischen Innovationssystem.

Vor 60 Jahren – am 26. März 1949 – wurde im großen Sitzungssaal des bayerischen Wirtschaftministeriums die Fraunhofer-Gesellschaft  gegründet. Damals galt es, nach den Zerstörungen des Kriegs neue Strukturen für die Forschung zu entwickeln und Impulse für den wirtschaftlichen Wiederaufbau zu geben.

Der Auftrag, den Menschen in Deutschland eine Zukunft zu geben, hat daher nichts von seiner Bedeutung verloren, im Gegenteil: »Heute in der schwerwiegendsten Krise der Weltwirtschaft seit 1929 kommt es ähnlich wie damals darauf an, sich schnell und konsequent auf die veränderten Rahmendingungen einzustellen und mit innovativen Produkten und Verfahren neue Perspektiven zu entwickeln«, betont Prof. Hans-Jörg Bullinger, der Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft. »Viele Unternehmen setzen trotz Finanzkrise auf Investitionen in Forschung und Entwicklung und halten an der Zusammenarbeit mit Fraunhofer-Instituten fest. Allerdings hat sich die Art der Aufträge verändert. Die Unternehmen wollen sehr schnell marktfähige Lösungen, denn sie wissen: Im nächsten Konjunkturzyklus, wenn die Wirtschaft wieder anzieht, werden die Unternehmen besonders erfolgreich sein, die sich jetzt vorbereiten.«

Auch die Fraunhofer-Gesellschaft hat sich seit der Gründung beständig gewandelt und an neue Bedingungen angepasst. In sechs Jahrzehnten hat sich Fraunhofer von einem kleinen Verein mit nur drei Angestellten zur führenden Organisation für angewandte Forschung in Europa entwickelt. Nach schwierigen Anfangsjahren mit anhaltender Finanzknappheit gelang in den 70er Jahren der Durchbruch zur institutionellen Förderung von Bund und Ländern. Damals entstand das Modell der erfolgsabhängigen Finanzierung, das erfolgreichen Instituten Wachstum ermöglicht, aber auch den nicht erfolgreichen Schrumpfen verordnet. Diese Neustrukturierung mit klarer Wirtschaftsorientierung löste ein stürmisches Wachstum aus, das bis heute anhält. So hat sich die Anzahl der Institute auf 57, die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf 15 000 und das Forschungsvolumen auf 1,4 Mrd. Euro im Jahr 2008 gesteigert.

Diese erstaunliche Entwicklung war nur möglich, weil Fraunhofer die aus der Not geborene Fähigkeit zur Veränderung zur Tugend machte und sich äußerst geschickt auf neue Bedingungen einstellte. Flexibel und anpassungsfähig wie keine andere Forschungsorganisation lernte sie in ihrer 60jährigen Geschichte beständig, auf neue Herausforderungen zu reagieren und Chancen mutig zu ergreifen. Für Unternehmen wie für Organisationen gilt: Wer sich nicht erneuert, veraltet. »Die Fraunhofer-Gesellschaft bleibt ‘jung’, weil sie ihre Strukturen permanent erneuert und auf den stetigen Strom von jungen, motivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus Universitäten und Hochschulen setzt. Kreativität und Engagement unserer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verbunden mit der klaren Marktorientierung und dem Prinzip Belohnung von Erfolg sind das Geheimnis für die ungebremste Dynamik von Fraunhofer«, beschreibt Präsident Bullinger die Erfolgsfaktoren.

Das klare Profil der Fraunhofer-Gesellschaft hebt auch die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Prof. Dr. Annette Schavan, in ihrem Grußwort hervor: »Die Fraunhofer-Gesellschaft hat eine klar definierte und einzigartige Position in der deutschen Forschungslandschaft und nimmt ihren Auftrag mit nachweisbarem Erfolg wahr. Sie ist für Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft ein gefragter Know-how-Partner. Wenn ich darauf angesprochen werde, was die Einzigartigkeit der Fraunhofer-Gesellschaft ausmacht, so steht für mich der Wettbewerb der Institute im Vordergrund, zum einen der interne Wettbewerb um Ressourcen für die Vorlaufforschung, zum anderen ist es der Wettbewerb im Außenraum, um zusätzliche Projektförderung und Aufträge aus der Industrie einzuwerben. Dieses Fraunhofer-Modell bewährt sich sowohl in konjunkturell schwachen wie auch in starken Zeiten.«

»Allein die Erfindung des MP3-Players als besonders populäres Beispiel zeigt, wie wichtig Impulse aus der Fraunhofer-Gesellschaft mit ihren Instituten und Arbeitsgruppen für unser Land sind. Die Fraunhofer-Gesellschaft ist ein Garant für Innovation und wirtschaftliches Wachstum. Seit 60 Jahren steht sie unmittelbar an der Nahtstelle zwischen Grundlagenforschung und der Anwendung in der Wirtschaft. Sie sichert den schnellen Know-how-Transfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, bringt Erfindungen und Erkenntnisse aus Forschung und Wissenschaft zur Anwendungsreife und greift Impulse aus der Praxis in der Forschung auf. So entstehen aus Ideen neue Produkte und Innovationen der Zukunft. Die Fraunhofer-Institute und Arbeitsgruppen sind technologische Ideenschmieden, auf die wir im High-Tech-Land Bayern auch in Zukunft setzen,« sagt Horst Seehofer, Bayerischer Ministerpräsident.

Dass sich Fraunhofer zum 60sten Geburtstag in so hervorragendem Zustand präsentieren kann, ist das Verdienst der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. »Sie sind unser wichtigstes Kapital. Sie vereinen Wissen und Können, wissenschaftliche Exzellenz mit praktischer Erfahrung und Marktorientierung«, nennt Bullinger die wichtigen Eigenschaften der Fraunhofer-Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. »Unsere Führungskräfte müssen den Spagat zwischen Forschung und industrieller Praxis meisterhaft beherrschen und selbst unternehmerisch Denken wie unser Namensgeber und Vorbild Joseph von Fraunhofer«, erklärt Bullinger. »Vorausdenken und Reaktionsschnelligkeit sind typische Qualitäten der Fraunhofer-Institute. Wir messen uns am Markterfolg, und deswegen müssen wir wissen, was die Kunden morgen von uns erwarten. Wir sind es gewohnt, Signale frühzeitig zu erkennen, Zusammenhänge zu analysieren und Handlungsstrategien zu entwickeln. Wie sehr wir diese Eigenschaften brauchen, werden wir in der Krise noch intensiv erfahren«. Nicht nachlassen, sondern weiter zu forschen, wo andere längst aufgegeben haben, und Lösungen zu suchen, wo andere sagen »Geht nicht« gehört zum Prinzip bei Fraunhofer. »Auch heute ist es mutig und durchaus risikoreich, angewandte Forschung in einem sich immer schneller wandelnden Markt anzubieten«, betont Präsident Bullinger: »Doch wir vertrauen unseren Fähigkeiten, auch unvorhergesehene Probleme zu lösen. Deshalb wollen wir auch künftig am Ende jeden Projekts sagen: Geht doch!«

Und damit das auch weiterhin so bleibt, investiert Fraunhofer zielgerichtet in Zukunftsthemen und baut Schlüsseltechnologien systematisch aus. Die Fraunhofer-Gesellschaft hat in den vergangenen Jahren durch einen umfangreichen Strategieprozess und die Bündelung der Kompetenzen durch Vernetzung ihre Reaktionsfähigkeit signifikant erhöht. Mit den zwölf Zukunftsthemen hat sie ebenso wie durch die Gründung von inzwischen 18 regionalen Innovationsclustern die Fokussierung auf wirtschaftsrelevante Zukunftsmärkte verstärkt. Die fortgeschrittene Vernetzung der Institute ermöglicht es der Fraunhofer-Gesellschaft disziplinenübergreifende Themen wie die Elektromobilität sehr schnell anzupacken, indem aus 13 Instituten alle wesentlichen Kompetenzen rasch zusammengeführt werden. »Wir haben nicht nur gelernt auf die breiten Kompetenzen im Fraunhofer-Netzwerk zurückzugreifen, sondern sie auch flexibel und wirkungsvoll zu verknüpfen«, beschreibt Bullinger die optimale Nutzung des vorhandenen Potenzials. Die konsequente Weiterentwicklung der Fraunhofer-Gesellschaft zum Motor für Innovation drückt sich auch im modernisierten Erscheinungsbild aus, das die Dachmarke Fraunhofer in den Vordergrund rückt.

Auch wenn Fraunhofer von der aktuellen Krise selbst noch wenig betroffen und die Auftragslage der Institute nach wie vor gut ist, beunruhigt es uns, wie dramatisch viele Branchen einbrechen und langjährige Kunden in Turbulenzen geraten. Deutschland ist aufgrund seiner Exportorientierung von der weltweiten Rezession besonders stark betroffen. »Aus der Krise werden diejenigen Unternehmen gestärkt hervorgehen, die schneller und besser mit den veränderten Bedingungen zurecht kommen – eben innovativer sind,« sagt Bullinger. »Wir sind unseren Kunden dabei ein verlässlicher Partner.«  Die Bundesregierung hat mit den Konjunkturpaketen I und II wichtige Schritte eingeleitet. Der Fraunhofer-Gesellschaft wurden im Programm I Mittel von 65 Mio Euro für zahlreiche Investitionsmaßnahmen zugestanden, mit denen die deutsche Wirtschaft schnell und nachhaltig unterstützt werden kann. Im Konjunkturprogramm II sind erhebliche Mittel für das aktuelle Thema Elektromobilität vorgesehen, mit denen auch Fraunhofer die Forschungsaktivitäten auf diesem Gebiet verstärken kann.

Mit Innovationen raus aus der Krise – das ist heute wie vor 60 Jahren, als die moderne Industriegesellschaft entstand, für Deutschland der einzig gangbare Weg. »Ohne Kreativität, Durchhaltevermögen und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten wird aber auch heute ein Neuaufbau nicht gelingen«, sagt Bullinger: »Wir übernehmen Verantwortung und werden unseren Auftrag wie vor 60 Jahren engagiert wahrnehmen: Die Stärkung des Wirtschaftstandorts Deutschlands – Zukunftssicherung durch Innovation.«