Klima-Stress

Wohin führt die Straße der Zukunft?

Dr. Marius Mohr vom Fraunhofer IGB
© Heinz Heiss
Dr. Marius Mohr, Leiter des Innovationsfelds Wassertechnologien und Wertstoffrückgewinnung am Fraunhofer IGB.

Projekt »Stra­ße der Zukunft«

Die Optimierung des Wasserkreislaufs ist auch ein Schwerpunkt im Projekt »Stra­ße der Zukunft« des Fraunhofer IGB und des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirt­schaft und Organisation IAO. In einem der beiden zugehörigen Reallabore in Ludwigsburg haben Dr. Marius Mohr und sein Team unter der Straße eine Zisterne gebaut und in Betrieb genommen – in dieser sammelt sich das Regenwasser, das von Dächern und Autos tropft.

Wasserspeicherung in den Straßen

Michael Würth, Projektleiter für Klimasimulation am Fraunhofer IBP
© Heinz Heiss
Michael Würth, Projektleiter für Klimasimulation am Fraunhofer IBP

Projekt »Bauphysik urba­ner Oberflächen«

Ein weiterer Ansatzpunkt, um Stark­regenereignissen und Dürren etwas ent­gegenzusetzen, liegt in den Bodenbelägen. Statt Straßen, Radwege und Bürgerstei­ge mit Asphalt oder Pflastersteinen zu versiegeln, experimentieren Experten­teams am Fraunhofer-Institut für Bau­physik IBP im Projekt »Bauphysik urba­ner Oberflächen« mit einer hydroaktiven Verkehrsflächengestaltung. »Unser neu entwickeltes System lässt das Wasser nicht nur versickern, sondern speichert es überwiegend in unterirdischen Rigolen – Hohlraumstrukturen im Boden, die was­serdicht umschlossen sind«, erläutert Mi­chael Würth, Projektleiter für Klimasimu­lation. Bei Regen laufen diese Puffer voll und wirken somit Überschwemmungen entgegen, ebenso wie einer eventuell fol­genden Trockenheit. Denn dochtartige Ele­mente, die in den Rigolen integriert sind, transportieren das gespeicherte Wasser im Laufe der folgenden Wochen wieder an die Oberfläche und geben es dort via Verduns­tung mit gleichzeitig kühlender Wirkung an die Umwelt ab. Im Gegensatz zu han­delsüblichen Rigolen, die zu kubischen unterirdischen Wasserspeichern von meh­reren tausend Litern Speichervolumen zu­sammengeschaltet werden und daher eine große Grube benötigen, lässt sich das neu­artige, flächige System ohne nennenswer­te Mehrarbeit in den Straßenbau integrie­ren. »Wir ersetzen einfach eine oder meh­rere der nötigen Unterbauschichten durch unser flächiges Rigolensystem«, konkre­tisiert Würth. Bis zu 200 Liter Wasser pro Quadratmeter sollen die Systeme aufneh­men können, so die Planung der Forscher. Derzeit sind sie in der Erprobungsphase.