Kleine Quanten – große Wirkung

Webspecial Fraunhofer-Magazin 1.2025

Statusbericht aus der Quantenphysik: Wo winzige Teilchen bereits Großes bewirken.

Eine Anekdote unter Quantenphysikern geht so: Heisenberg und Schrödinger werden mit dem Auto von der Polizei angehalten. Der Polizist fragt Heisenberg: »Ist Ihnen eigentlich klar, wie schnell Sie waren?« Dieser überlegt kurz und antwortet: »Nein, aber ich weiß genau, wo ich bin.« Misstrauisch geht der Beamte ums Auto herum, öffnet den Kofferraum und ruft: »Wissen Sie, dass eine tote Katze in Ihrem Koffer­raum liegt?« Schrödinger seufzt empört: »Jetzt schon, Sie Idiot!«

Wer diesen Witz versteht, kennt zwei der wichtigsten Grundsätze der Quantenmechanik. Mit seiner Unschär­ferelation zeigte der junge Werner Heisenberg 1925, dass es in der Quantenwelt nicht möglich ist, sowohl den Im­puls als auch die Position eines Teilchens gleichzeitig prä­zise zu messen. Mit seiner Formulierung der fundamen­talen Gesetze der Quantenmechanik deutete Heisenberg vor hundert Jahren die bis dahin geltenden Prinzipien der Physik komplett um. Erwin Schrödinger hingegen zeigte, dass Teilchen nicht nur an einem be­stimmten Ort lokalisiert sind, sondern in einem Zustand der Überlagerung sein können. Er beschrieb die Ausbreitung von Materiewellen als Wahrschein­lichkeitswellen. In seinem be­rühmten Gedankenexperiment befindet sich in einer Kiste – auf­grund eines komplexen radioak­tiven Mechanismus – eine Katze in einem solchen überlagerten Schwebezustand zwischen leben­dig und tot. Erst wenn man nach­schaut, legt das den Zustand fest.

Diese Erkenntnisse veränderten zuerst grundlegend unser Verständnis von der Welt – und dann unsere Welt selbst. Ohne die Quantenmechanik gäbe es keine Com­puter, keine Laser, keine moderne Kommunikationstech­nologie. Und das ist längst nicht alles: Heute ist es mög­lich, die kleinsten Bausteine der Materie einzeln zu kontrollieren und gezielt zu nutzen – für Computer, die bald komplexe Probleme lösen können, für eine hochsi­chere Kommunikation und für genaueste Messungen in Diagnostik oder Materialforschung. Zu gewinnen gibt es viel: Bis zu zwei Billionen US-Dollar Marktwert sagen Analysten Quantencomputing, Quantenkommunikation und Quantensensorik bis 2035 voraus. Die globalen staat­lichen Investitionen belaufen sich auf über 40 Milliarden US-Dollar, errechnete jüngst eine Fraunhofer-Studie. Der Einfluss und die neuen Möglichkeiten inspirierten die Vereinten Nationen, 2025 zum Internationalen Jahr der Quantenwissenschaft und -technologie auszurufen.

Mini-Helfer für mehr Sicherheit

Quantencomputing

Am besten im Team

Wie lässt sich das Stromnetz stabil halten? Dr. Jeanette Lorenz forscht am Fraunhofer IKS an konkreten Anwendungsfällen für Quantencomputer.

Quantencomputing

Sicherer Flugzeug- und Drohnenverkehr

Sicherer Drohnenverkehr der Zukunft? Dr. Nico Piatkowski vom Fraunhofer IAIS hat dank Quantencomputing die optimalen Drohnenpfade im Blick.

Quantenkommunikation

Lichtteilchen sichern Netzwerke

Feind hört mit? Am Fraunhofer IOF forscht Dr. Thorsten Goebels Team an quantenbasierter Verschlüsselung für abhörsichere Kommunikationsnetze.

Quantenbildgebung

Tumorgewebe mit Quantentrick erkennen

Alle Tumorzellen entfernt? Dr. Karin Burger entwickelt am Fraunhofer IOF mit ihrem Team ein quantenbasiertes Verfahren, um Gewebeproben nach OPs schneller und effizienter zu prüfen.

Quantensensorik

Alles im Fluss

Wie läuft‘s? Leonhard Schmieder hat am Fraunhofer IPM ein auf Quantensensorik basierendes Verfahren entwickelt, um den Durchfluss in Rohren zu messen.

Alles ist möglich

Die Beispiele zeigen: Quantentechnologien befinden sich noch in einer Art Schwebezustand zwischen Grundla­genforschung und Anwendung. Wir wissen, an welchem Punkt sich die Entwicklung befindet, nur wie schnell sie voranschreiten wird, kann keiner sagen. Der nächste Durchbruch könnte jederzeit kommen. Fest steht – im Ge­gensatz zum Zustand von Schrödingers Katze – nur eines: Die Quantenforschung ist äußerst lebendig.

 

Internationales Jahr der Quantenwissenschaft und -technologie

Fraunhofer-Forschende entwickeln Quantensysteme für verschiedene Anwendungen und Branchen, um damit Antworten auf die großen Herausforderungen unserer Zeit zu finden – ob Klima, Gesundheit, Verkehr oder Sicherheit.

Fraunhofer Strategisches Forschungsfeld Quantentechnologien

Quantentechnologien ermöglichen völlig neue, noch nie dagewesene Anwendungen in der Messtechnik, Bildgebung, Kommunikationssicherheit und bei hochkomplexen Berechnungen. Deshalb haben sie ein hohes Disruptionspotenzial. In den vergangenen Jahren sind spektakuläre Durchbrüche in der Quantenforschung gelungen. Ziel der Quantenforschung bei Fraunhofer ist es, die Grundlagenforschung möglichst schnell in die Anwendung zu überführen, zum Beispiel durch hochpräzise Sensorik und sichere Quantenkommunikation.

 

Fraunhofer-Kompetenznetzwerk Quantencomputing

In einem bundesweiten Kompetenznetzwerk wollen wir die Schlüsseltechnologie Quantencomputing in Deutschland voranbringen und neue technologische Lösungen sowie quantenbasierte Rechenstrategien für angewandte, wirtschaftsrelevante Fragestellungen entwickeln. Und wir unterstützen Unternehmen hierzulande dabei, die nötigen Fachkompetenzen aufzubauen.

Andreas Tünnermann

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Prof. Dr. Andreas Tünnermann

Sprecher Fraunhofer Strategisches Forschungsfeld Quantentechnologien

Fraunhofer-Institut für Angewandte Optik und Feinmechanik IOF
Albert-Einstein-Str. 7
07745 Jena

Telefon +49 3641 807-201

Manfred Hauswirth

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Prof. Dr. Manfred Hauswirth

Stellvertretender Sprecher Fraunhofer Strategisches Forschungsfeld Quantentechnologien

Fraunhofer-Institut für offene Kommunikationssysteme FOKUS
Kaiserin-Augusta-Allee 31
10589 Berlin

Telefon +49 30 3463-7204

Martin Schell

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Prof. Dr. rer. nat. Martin Schell

Stellvertretender Sprecher Fraunhofer Strategisches Forschungsfeld Quantentechnologien

Fraunhofer-Institut für Nachrichtentechnik, Heinrich-Hertz-Institut, HHI
Einsteinufer 37
10587 Berlin

Telefon +49 30 31002-202

Rüdiger Quay

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Prof. Dr. Rüdiger Quay

Stellvertretender Sprecher Fraunhofer Strategisches Forschungsfeld Quantentechnologien

Fraunhofer-Institut für Angewandte Festkörperphysik IAF
Tullastraße 72
79108 Freiburg

Telefon +49 761 5159-410