Höhere Erträge, geringere Verluste
Webspecial Fraunhofer-Magazin 2.2023
Sichere Lebensmittel, jederzeit verfügbar? Die Krisen und die leeren Regale haben gezeigt: Das ist keine Selbstverständlichkeit. Fraunhofer-Forschung arbeitet daran, mehr Resilienz zu erreichen.
Wenn CURT über das Feld rumpelt, erinnert er an einen Tisch, der aus der Küche entflohen ist. Der Outdoor-Roboter besteht aus robusten Rädern, mit denen er selbst unwegsames Gelände meistert, und einer Plattform in gut einem Meter Höhe, in der jede Menge Technik verbaut ist – ein Kamerasystem beispielsweise, das CURT in der Spur hält, wenn er die Furchen links und rechts von den jungen Kartoffelpflanzen entlangrollt, ohne das noch zarte Grün zu zerstören. Oder zumindest nur das, was tatsächlich entsorgt werden soll: Beikraut. Und eines Tages vielleicht auch Schädlinge.
Was früher Unkraut hieß, wird aktuell in der konventionellen Landwirtschaft oft mit dem Herbizid Glyphosat entfernt. Da das Mittel aber keinen Unterschied macht zwischen den einzelnen Wildkräutern, wird alles gleichermaßen vernichtet. Das mindert die Artenvielfalt und befeuert das Insektensterben. In den vergangenen 30 Jahren hat die Insekten-Biomasse um 70 Prozent abgenommen.
Doch jetzt kommt CURT. Entwickelt wurde der Landwirtschaftsroboter von Kevin Bregler, Gruppenleiter am Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA, im Rahmen des Fraunhofer-Leitprojekts COGNAC, an dem sieben Fraunhofer-Institute beteiligt sind. Prototyp CURT fährt inzwischen auf Kartoffelackern vollelektrisch und autonom über Pflanzenreihen. Ausgestattet mit Laserscanner, Kamera und kleinem GPS-Modul findet er sich allein auf dem Acker zurecht und fräst unerwünschten Bewuchs mit seinem Manipulator so aus dem Boden, dass die wachsenden Kartöffelchen keinen Schaden nehmen. »Das Besondere: CURT entfernt die Beikräuter selektiv. Er kann also beispielsweise Brennnesseln am Rand des Feldes stehen lassen, während er andere Beikräuter ausrupft«, erläutert Bregler. Die Reste dieser Aktion bleiben anschließend als Dünger auf dem Feld liegen. Diese Entwicklungen sind erst der Start: Künftig soll CURT in Dauerkulturen wie dem Obstbau eingesetzt werden, auch für Kaffeeplantagen gibt es bereits Anfragen aus der Industrie.