Auch die Logistik nutzt diese Vorteile – allerdings nur zu einem Teil. Bisher versuchen die Logistikunternehmen, sich vermeintliche Wettbewerbsvorteile über proprietäre, nicht interoperable Insellösungen zu verschaffen. Das ist mit einem beträchtlichen Aufwand verbunden. Standards konnten auf diese Weise nicht entstehen. Zudem verhindert ein solcher Ansatz heute die pragmatische und in der modernen Welt dringend notwendige Vernetzung von Partnern und Kunden.
In der Branche gibt es deshalb einen gemeinsamen Schmerz, den alle Marktteilnehmer fühlen. Und genau an diesem Punkt wollen die Gründer der Open Logistics Foundation den »alten Hut« Open Source für die Logistik jetzt neu denken. Ausgewählte Soft- und Hardwarekomponenten sollen für alle Beteiligten der Supply Chain offen und kostenfrei zur Verfügung stehen. Dadurch wird es, zum Vorteil aller Beteiligten, möglich werden, einzelne Anwendungsfälle aus dem Repository zu entnehmen und damit einen unmittelbar anwendbaren Standard zu schaffen. Jedes Unternehmen kann folglich auf den »Commodities« aufbauen und seine knappen Entwicklerressourcen darauf konzentrieren, einen eigenen USP zu schaffen und zu schärfen. Das trägt dazu bei, den Exzellenzgrad in der gesamten Branche zu steigern. Um Taten folgen zu lassen, bedarf es eines geeigneten Vehikels: der Open Logistics Foundation und des dazugehörigen Vereins, Open Logistics Foundation e.V.
Es ist mir auch ganz persönlich ein Anliegen zu betonen, dass es sich nicht um eine geschlossene Gesellschaft handelt. Im Gegenteil, die Kernprinzipien der Stiftung lauten: Neutral und unabhängig sowie offen für Interessierte aus allen Bereichen, die mit der Logistik verbunden sind. Diese Konstellation soll es ermöglichen, in diesem klar umgrenzten Bereich vom klassischen Wettbewerbsdenken wegzukommen, also »Koopkurrenz oder Coopetition« zu leben, De-facto-Standards zu schaffen und die Digitalisierung gemeinsam voranzutreiben. Die technische Plattform, auf der entsprechende Komponenten für alle open source zur Verfügung stehen werden, baut auf europäischen Rechtsnormen und Werten insbesondere im Betrieb des Repositories auf. Die Open Logistics Foundation unterstützt darüber hinaus bei der Auswahl gemeinschaftlicher Projekte und der Beurteilung von Skaleneffekten.
Das Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML insbesondere in der Person von Prof. Michael ten Hompel hat einen entscheidenden Beitrag – quasi die Geburtshilfe! – geleistet. Ohne seine Leidenschaft für Zusammenarbeit in der Logistik würde es die Open Logistics Foundation mit den Stiftungsgründern Dachser, DB Schenker, duisport und Rhenus nicht geben. Es freut mich umso mehr, dass durch die Beteiligung des Fraunhofer IML die enge Verzahnung von Wissenschaft, Forschung und Praxis auch in Zukunft gewährleistet sein wird. Der Grundstein ist also gelegt. Nun gilt es in den Unternehmen ein entsprechendes Open Source Mindset zu verankern und weitere Anwendungsfälle zu identifizieren. Das geht nur, wenn der gemeinschaftliche »Wir-Gedanke«, den wir mit der Open Logistics Foundation für die Digitalisierung in der Logistik etablieren wollen, auch im Jahr 2022 mit Leben gefüllt wird. Wir sind bereit, unseren Beitrag zum Gelingen der Plattform zu leisten. Getreu unserem Motto: »Gemeinsam packen wir es an!«.