Jubiläum: 25 Jahre Fraunhofer in den neuen Bundesländern

Erfolge, die in die Zukunft weisen

Seit einem Vierteljahrhundert ist die Fraunhofer-Gesellschaft in den neuen Bundesländern aktiv. Vom Aufbau der Forschungslandschaft profitieren die Menschen in West und Ost. 

Es ist ein Jubiläum der besonderen Art. Eines, in dem es um viel mehr geht als um Forschung und Technik. Seit mehr als einem Vierteljahrhundert ist die Fraunhofer-Gesellschaft in den neuen Bundesländern präsent.

Schon 1989/1990, also unmittelbar nach dem Fall der Mauer, wurde Fraunhofer in den neuen Bundesländern aktiv. Die Forschenden und Mitarbeitenden haben Kontakte zu den Kollegen im Osten aufgebaut oder vorhandene Kontakte intensiviert. Sie haben unterstützt und geholfen, wo sie konnten. Das war der Startschuss für eine enorme Aufbauleistung, die besondere Anstrengungen erforderte. Galt es doch, eine rapide zerfallende Forschungslandschaft schnell zu stabilisieren und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den neuen Bundesländern eine neue Perspektive zu geben.

Investitionen in den Aufbau Ost

Die Kolleginnen und Kollegen der ehemaligen DDR erkannten sofort ihre Chance und stürzten sich mit viel Energie und Begeisterung in den Aufbau neuer Forschungseinrichtungen. Zum offiziellen Startschuss im Januar 1992 hatten schon acht Institute, ein Institutsteil und zwölf Außenstellen ihre Arbeit aufgenommen. Inzwischen sind es über 50 Forschungseinrichtungen in den neuen Bundesländern und Berlin. Fraunhofer hat viel Geld in den Aufbau investiert. Allein zwischen 1990 und 2016 flossen rund 590 Millionen Euro in Baumaßnahmen. Die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den neuen Bundesländern stieg in dieser Zeit von 970 auf 4380, das Budget von (umgerechnet) 70 auf 504 Millionen Euro. Der Ertragsanteil aus der Wirtschaft lag 2016 bei durchschnittlich 40 Prozent. Eindrucksvolle Zahlen, die belegen, wie konsequent die Fraunhofer-Gesellschaft den Aufbau der Forschungseinrichtungen vorangetrieben hat. Übrigens gehörte Fraunhofer zu den allerersten Organisationen, die sich in den neuen Bundesländern engagiert haben. Auch dies einer der Gründe, warum so schnell eine Vertrauensbasis zwischen den Forschenden in Ost und West entstand.

Fraunhofer-Magazin weiter.vorn 2/17 (Sonderausgabe)

Erfolge, die in die Zukunft weisen – 25 Jahre Fraunhofer in den neuen Bundesländern

Folgende Kapitel führen Sie auf eine spannende Zeitreise: Von den schwierigen Anfängen der Fraunhofer-Gesellschaft über eine erfolgreiche Gegenwart bis hin zu Innovationen für die Zukunft.

Am Anfang stand die Vernetzung

Erfahren Sie, wie Forscherinnen und Forscher in Ost und West den Schulterschluss wagten, Forschungseinrichtungen aufbauten und Institute gründeten – mit viel Enthusiasmus, Entschlossenheit und Improvisationsgeschick.

Exzellenzzentren mit Tradition

Traditionsreicher Maschinen- und Anlagenbau in Sachsen und Sachsen-Anhalt führte schon 1993 in Chemnitz zur Gründung des Fraunhofer-Instituts für Umformtechnik und Werkzeugmaschinen IUW. 

Die Werkstoffe der Zukunft

Materialwissenschaften hatten in der DDR von jeher einen hohen Stellenwert. Die vorhandene Kompetenz nutzte Fraunhofer für den Aufbau exzellenter Forschungseinrichtungen mit topaktuellen Innovationen.

Silicon Saxony

In der Schlüsseltechnologie Mikroelektronik sind die Fraunhofer-Forscher in »Silicon Saxony« ganz vorne mit dabei.

Das Licht der Zukunft

Eine Führungsposition nehmen Fraunhofer-Institute in den neuen Bundesländern auch bei optischen Technologien ein.

Alles bleibt in Bewegung

Kreative Mobilitätskonzepte sorgen für Mobilität heute und in der Zukunft.

Gesundheitsforschung bei Fraunhofer

Auch in der Gesundheitsforschung nehmen Fraunhofer-Institute in den neuen Bundesländern eine wichtige Rolle ein – beispielsweise das 2005 in Leipzig gegründete Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie IZI. 

An den Schaltstellen der digitalen Transformation

Innovationen bei Software und Computern ermöglichen neue Anwendungen und treiben die digitale Vernetzung voran. 

Impulsgeber für Wirtschaft und Gesellschaft

Impulse geben für eine wirtschaftlich und gesellschaftlich erfolgreiche Zukunft, das ist eine Herausforderung, die Fraunhofer überall in Deutschland annimmt – in West und in Ost.

Die wichtigsten Ereignisse im Überblick

1989

Juni
Fluchtbewegung über Ungarn

Oktober
Flüchtlinge in der Prager Botschaft dürfen ausreisen

9. November
Grenzöffnung

 

1990

Februar
Kooperationsvereinbarung Fraunhofer-DDR

März
erste freie Volkskammerwahlen

Juli
Wissenschaftsrat erhält das Mandat zur Begutachtung der außeruniversitären Forschung der DDR, Fraunhofer hat ein fertiges Konzept

Währungsunion, die Deutsche Mark löst die Mark der DDR ab

3. Oktober
Wiedervereinigung

 

1991

März
Fraunhofer-Senat stimmt dem Konzept zu

Juli
Der Wissenschaftsrat segnet das Fraunhofer-Konzept ab

August
Beginn der Aufbauarbeiten für die geplanten Fraunhofer-Einrichtungen

 

1992

1. Januar
Offizieller Start von acht Instituten:

Fraunhofer-Einrichtung für Angewandte Polymerforschung IAP in Teltow
Fraunhofer-Einrichtung für Elektronenstrahl- und Plasmatechnik FEP in Dresden
Fraunhofer-Einrichtung für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF in Magdeburg
Fraunhofer-Einrichtung für Keramische Technologien und Sinterwerkstoffe IKTS in Dresden
Fraunhofer-Einrichtung für Optik und Feinmechanik IOF in Jena
Fraunhofer-Einrichtung für Software und Systemtechnik ISST in Berlin
Fraunhofer-Einrichtung für Umformtechnik und Werkzeugmaschinen IUW in Chemnitz
Fraunhofer-Einrichtung für Werkstoffphysik und Schichttechnologie IWS in Dresden


Hinzu kommen ein Institutsteil und zwölf Außenstellen. 

1990

Februar
Kooperationsvereinbarung Fraunhofer-DDR

März
erste freie Volkskammerwahlen

Juli
Wissenschaftsrat erhält das Mandat zur Begutachtung der außeruniversitären Forschung der DDR, Fraunhofer hat ein fertiges Konzept

Währungsunion, die Deutsche Mark löst die Mark der DDR ab

3. Oktober
Wiedervereinigung

1993

Gründung des Fraunhofer-Instituts für Zuverlässigkeit und Mikrointegration IZM in Berlin und der IZM-Projektgruppe Chemnitz

 

1994

Prof. Michael Schenk und Prof. Hermann Kühnle werden Institutsleiter des IFF

Prof. Reimund Neugebauer wird alleiniger Institutsleiter des heutigen IWU

 

1995

Gründung des Fraunhofer-Anwendungszentrums für Verarbeitungsmaschinen und Verpackungstechnik AVV in Dresden, einer Außenstelle des IVV

 

1996

Fraunhofer-Preis für Dr. Paul Blank und Dr. Andreas Krell vom Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme IKTS in Dresden für die Entwicklung spezieller Keramiken

1997

Das Fraunhofer-Institut für
Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen EMWS in Halle wird zum Institutsteil

Fraunhofer-Preis für Prof. Berndt Brenner vom IWS in Dresden für die Entwicklung des innovativen Laser-Induktions-Schweißverfahrens

 

1998

Das IBMT gründet in Potsdam-Rehbrücke die Arbeitsgruppe Molekulare Bioanalytik

Fraunhofer-Preis für Wolfgang Doleschal, Wolfram Kluge, Prof. Heinz Kück vom IMS Dresden für die maskenlose Direktbelichtung von Halbleiterbauelementen

Fraunhofer-Preis für Dr. Herrmann Mai, Reiner Dietsch, Thomas Holz vom IWS in Dresden für die Herstellung von Ultrapräzisions-Röntgenspiegeln

 

1999

Aus der Dresdner Außenstelle für Prozesssteuerung EPS des IITB geht das Fraunhofer-Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme IVI hervor

Fraunhofer-Preis für Dr. Mathias Herrmann, Dr. Manfred Nebelung, Dr. Christian Schubert vom IKTS für Siliciumnitrid-Kochplatten

 

2000

Gründung der Arbeitsgruppe für Elektronische Medientechnologie AEMT als Außenstelle des IIS in Ilmenau

Gründung der Fraunhofer-Einrichtung Großstrukturen in der Produktionstechnik in Rostock als Außenstelle des IPA

Das IAP zieht von Teltow in den Wissenschaftspark Potsdam-Golm

Stifterverbandpreis an den Verbund Adaptronik mit Dr. Andreas Schönecker vom IKTS

Fraunhofer-Preis für Dr. Dieter Schneider und Dr. Thomas Schwarz vom IWS für ein laserakustisches Messgerät für die Nanotechnik

2002


Prof. Karl Leo vom IMS Dresden erhält für seine Arbeiten zu organischen Leuchtdioden OLED den Leibniz-Preis

Stifterverbandspreis für Verbund DONDOODEM, mit Dr. Andreas Bräuer vom IOF

Fraunhofer-Preis für Dr.-Ing. Hannelore Friedrich vom IKTS für die Klärschlammaufbereitung mit Hochleistungsultraschall

Das Fraunhofer-Anwendungszentrum für Logistiksystemplanung und Informationssysteme ALI in Cottbus wird vom Dortmunder IML gegründet

 

2003

Aus dem Institutsteil des IMS Dresden wird das eigenständige Fraunhofer-Institut für Photonische Mikrosysteme IPMS

Fraunhofer-Preis für Dr. Ulrike Schulz, Peter Munzert, Dr. Norbert Kaiser vom IOF für eine kratzfeste reflexmindernde
Beschichtung von transparenten Kunststoffen

 

2004

Aus der Arbeitsgruppe AEMT in Ilmenau wird das Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie IDMT

Fraunhofer-Preis für Dr.-Ing. Jürgen Herre und Eric Allamanche vom IIS und Markus Cremer vom IDMT für die Identifikation von Audiosignalen

 

2005

Gründung des Fraunhofer-Instituts für Zelltherapie und Immunologie IZI in Leipzig

Gründung des Fraunhofer-Center Nanoelektronische Technologien CNT in Dresden

Gründung des Fraunhofer Technologie-Zentrums Halbleitermaterialien THM in Freiberg

Gründung des Pilotanlagenzentrums für Polymersynthese und Polymerverarbeitung PAZ in Schkopau

Prof. Andreas Tünnermann vom IOF erhält den Leibniz-Preis für die Entwicklung von Hochleistungs-Faserlasern

Fraunhofer-Preis für Ulrich Priber und Jürgen Schönitz vom IWU für das intelligente Polierschleifen für die Papierindustrie

 

2006

Gründung des Fraunhofer-Zentrums für Mittel- und Osteuropa MOEZ in Leipzig

Aus der IZM-Projektgruppe Chemnitz wird ein Institutsteil des IZM

Das Fraunhofer IWU eröffnet einen Institutsteil in Dresden

Eröffnung des Virtual Development and Training Centre VDTC des Fraunhofer IFF in Magdeburg

Stifterverbandspreis unter anderem für Dr. Andreas Bräuer, Dr. Peter Dannberg, Dr. Sergey Kudaev und Dr. Peter Schreiber vom IOF für die Entwicklung der Dünnschicht-LED

Fraunhofer-Preis für Prof. Dr. Berndt Brenner und Frank Tietz vom IWS für ein Verfahren zur Erhöhung der Lebensdauer von Turbinenschaufeln

Fraunhofer-Preis für Dr. Thomas Peschel, Dipl.-Ing. Christoph Damm und Dr.-Ing. Volker Guyenot vom IOF für die Entwicklung eines faltbaren Herzklappenimplantats

 

2007

Zukunftspreis des Bundespräsidenten für Dr. Andreas Bräuer vom IOF und Osram für die Entwicklung von Leuchtdioden

In Halle wird das Fraunhofer Center für Silizium-Photovoltaik gegründet

 

2008

Die IZM-Außenstelle in Teltow wird als Forschungsbereich Polymermaterialien und Composite PYCO eigenständige Einrichtung

Der Chemnitzer Institutsteil des IZM wird als Fraunhofer-Institut für Elektronische Nanosysteme ENAS eigenständig

Das IDMT gründet in Erfurt die Abteilung Kindermedien – heute die Gruppe Gamification – die im KinderMedienZentrum ihren Sitz hat

2009

Fraunhofer-Preis für Jörg Adler und Dr. Reinhard Lenk vom IKTS für die Entwicklung eines keramischen Dieselpartikelfilters

 

2010

Das Hermsdorfer-Institut für Technische Keramik HITK wird in das IKTS integriert

Das IZM gründet das Center All Silicon System Integration Dresden IZM-ASSID

Stifterverbandspreis für ein interdisziplinäres Team aus Forschung und Industrie mit Dr. Mathias Herrmann, Axel Bales, Kerstin Sempf vom IKTS für die Entwicklung von diamantbeschichteter Keramik

Fraunhofer-Preis für Dr. Joachim Storsberg vom IAP für die Entwicklung einer künstlichen Augenhornhaut

 

2011

Das IWU gründet in Zittau die Projektgruppe »Technologietransfer Produktionstechnik im Dreiländereck«

Das ENAS in Chemnitz wird zum Institut

Das IZI gründet in Rostock die Projektgruppe Extrakorporale Immunmodulation

Das CNT in Dresden wird in das IPMS integriert

Das ALI in Cottbus wird geschlossen

Zukunftspreis des Bundespräsidenten für Prof. Karl Leo vom IPMS und Industrie-Partner für die Entwicklung von OLED

 

2012

Prof. Reimund Neugebauer, Leiter des IWU in Chemnitz,
wird Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft

Fraunhofer-Preis für Dr. Klaus Bergmann vom ILT, Dr. Stefan Braun vom IWS und Dr. Torsten Feigl vom IOF für Beleuchtungs- und Projektionsoptiken für EUV-Licht

Der Instituts-Teil COMEDD (Center for Organic Materials and Electronic Devices Dresden) des Fraunhofer IPMS wird am 1. Juli 2012 zu einer eigenständigen Einrichtung

2013

Das IZI gründet in Halle die Projektgruppe Molekulare Wirkstoffbiochemie und Therapieentwicklung

Das Center Nanoelectronic Technologies wird in das IPMS integriert

Zukunftspreis des Bundespräsidenten für Prof. Stefan Nolte vom IOF und Industriepartner für die Entwicklung von neuartigen Laserquellen

Das IWU gründet das Fraunhofer-Kunststoffzentrum Oberlausitz in Zittau mit dem neuen Arbeitsgebiet »funktionsintegrierende Kunststofftechnologien«

 

2014

Das Fraunhofer-Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme IVI in Dresden wird eigenständiges Institut

Der Dresdner Standort des IZFP wird in das IKTS integriert

COMEDD wird in FEP integriert

 

2015

Prof. Andreas Tünnermann wird mit dem ERC Advanced Grant für seine Forschungen zu Faserlasern ausgezeichnet

Fraunhofer-Preis für Dr. Volker Weihnacht, Prof. Andreas Leson und Dr. Hans-Joachim Scheibe vom IWS für das Abscheiden von verschleißarmen Schichten

Prof. Alexander Böker, Leiter des IAP, wird mit dem ERC Consolidator Grant für seine Forschungen zu selbstreplizierenden Strukturen ausgezeichnet

Das MOEZ benennt sich in Fraunhofer-
Zentrum für Internationales Management und Wissensökonomie um

 

2016

PYCO wird in das Fraunhofer IAP integriert

Der Institutsteil des IWM in Halle wird zum eigenständigen Fraunhofer-Institut für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen IMWS

Fraunhofer-Preis für Dr. Peter Schreiber, Dr. Peter Dannberg und Marcel Sieler vom IOF für die Entwicklung eines mikrooptischen Arrayprojektors

 

2017

Die Fraunhofer-Einrichtung für Großstrukturen in der Produktionstechnik IGP in Rostock wird eigenständige Einrichtung

 

»Ohne Vorbehalte aufgenommen!«

Interview mit Prof. Reimund Neugebauer, Gründer und langjähriger Leiter des Fraunhofer-Instituts für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik IWU in Chemnitz. Seit 2012 ist er Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft.

Das Interview führte Franz Miller.

Prof. Max Syrbe

»Da unser Vorgehen sehr auf die Personen zugeschnitten war, war die Motivation in Ost und West groß. Die einen wollten neu lernen, die anderen helfen.«

Max Syrbe, * 1929 in Leipzig, † 2011, Fraunhofer-Präsident von 1983 bis 1993. Er trieb die Gründung der Fraunhofer-Institute im Osten mit außergewöhnlichem Engagement voran.

Public Event: Forschung (er)leben

Wo?

Entlang einer zentral gelegenen Route in Dresden. 

Wann?

Dienstag, den 30. Mai 2017 ab 22.00 Uhr

Wer?

Eingeladen sind alle interessierten Personen

Jahrestagung / Preisverleihung

#real_digital: Wir vernetzen Welten

Am Abend des 30. Mai um 17.30 Uhr findet die feierliche Verleihung der diesjährigen Wissenschaftspreise statt. Verliehen werden der Joseph-von-Fraunhofer-Preis für hervorragende, wissenschaftliche Leistungen bei der Lösung anwendungsnaher Probleme und der Fraunhofer-Preis »Technik für den Menschen«.