Um den niedrigen Frauenanteil in der Forschung zu erhöhen, hat die Fraunhofer-Gesellschaft mit dem Wissenschaftscampus ein Modell ins Leben gerufen, um frühzeitig das Interesse von Studentinnen für einen Berufseinstieg in der angewandten Forschung zu wecken. Dieses Jahr findet die Reihe mit den drei Fraunhofer-Instituten für Digitale Medientechnologie IDMT, für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung IOSB – Institutsteil Angewandte Systemtechnik (AST) in Ilmenau sowie für angewandte Optik und Feinmechanik IOF in Jena statt.
Minister Tiefensee sprach bei Eröffnung
»Bundesweit, aber auch in Thüringen wird immer noch viel Potenzial in Forschung und Lehre verschenkt, weil zu wenige qualifizierte Akademikerinnen sich für eine Karriere in der Wissenschaft entscheiden«, sagte Wolfgang Tiefensee (SPD), Minister für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft in Thüringen bei der Eröffnung der dreitätigen Veranstaltung am 15. August am IDMT. So stellen Frauen in Thüringen zwar fast 50 Prozent der Studierenden und liegen auch bei den Promotionen fast gleichauf mit den Männern (ca. 45 Prozent). Bei den Professuren aber sinkt ihr Anteil auf gerade einmal 16 Prozent. Vor allem in den in Thüringen stark vertretenen Natur- und Ingenieurwissenschaften, wo der Anteil der Professorinnen sogar nur noch bei zehn Prozent liegt, seien deshalb besondere Anstrengungen für mehr Chancengleichheit erforderlich, so Tiefensee: »In den Ziel- und Leistungsvereinbarungen mit den Hochschulen haben wir deshalb die Erhöhung des Frauenanteils bei den Hochschullehrern fest verankert.« Dabei gehe es um sichere Karrierewege ebenso wie um familienfreundliche Strukturen an den Hochschulen. Vor allem aber sollten mehr Frauen für die Aufnahme eines naturwissenschaftlich-technischen Studiums und später auch eine wissenschaftliche Karriere in diesem Bereich gewonnen werden. »Dafür ist die Initiative der Fraunhofer-Gesellschaft wegweisend und liefert willkommene Unterstützung.«
Prof. Alexander Kurz, Vorstand für Personal, Recht und Verwertung der Fraunhofer-Gesellschaft: »Wir möchten mehr Frauen für eine Berufstätigkeit in der Wissenschaft gewinnen. Dazu haben wir verschiedene Programme entwickelt – von einem Kennenlernen z. B. über den Wissenschaftscampus bis hin zu unserem Karriereprogramm TALENTA. Wie Wissenschaft funktioniert und welche Vielfalt an Möglichkeiten sich während einer Karriere in der Wissenschaft ergeben kann, das zeigt der Wissenschaftscampus: Interessierte Studentinnen erhalten direkten Einblick in aktuelle Forschungsprojekte und können sich persönlich mit uns austauschen.«
Akustik, Optik und Systemtechnik erleben
Beim Thüringer Wissenschaftscampus dreht sich alles um die Forschung der drei gastgebenden Fraunhofer-Institute. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des IDMT entführen die Studierenden in die Welt des Audiobereichs – angefangen bei Klangwiedergabe über dreidimensionale Soundlandschaften bis hin zu Computern, die Musik hören. Die Forscherinnen und Forscher präsentieren unter anderem ihr 3D-Soundsystem SpatialSound Wave, das räumliche Klangwelten erzeugt. Zudem erläutern sie, welche Fragen und Effekte es bei der menschlichen Hörwahrnehmung noch zu klären gibt, um eine optimale Akustik zu erzeugen.
Am IOF werfen die Teilnehmerinnen einen Blick in die Forschungswelten rund um das Thema Optik. So erörtern die Studentinnen unter anderem die Fragen: Wie erzeugt man in Glasfasern Laserstrahlung? Warum muss ein Spiegel manchmal seine Form verändern? Wie funktionieren selbstreinigende Oberflächen? Was hat ein miniaturisierter Projektor mit Insektenaugen zu tun?
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am IOSB haben einen Workshop vorbereitet, der den Studentinnen das breite Feld der Systemtechnik näherbringt. Hier geht es beispielsweise um die energieoptimale Steuerung von Wasserkraftwerken, die Regelungsalgorithmen für das autonome Fahren oder auch die automatische Objekterkennung unter Wasser.