Die gemeinnützige Forschungsorganisation mit Sitz in München betreibt mittlerweile deutschlandweit in 69 Fraunhofer-Instituten und -Einrichtungen anwendungsorientierte Forschung und Entwicklung auf Gebieten der Natur- und Ingenieurwissenschaften, die für den Standort Deutschland wettbewerbsrelevant sind. Das wissenschaftliche Portfolio umfasst die Forschungsfelder ressourceneffiziente Produktion, Verkehr und Mobilität, Energie und Wohnen, Information und Kommunikation, Schutz und Sicherheit sowie Gesundheit, Ernährung und Umwelt. Im Jahr 2016 meldeten Forscherinnen und Forscher der Fraunhofer-Gesellschaft 798 Erfindungen, bisher die größte Zahl an neuen Erfindungen in einem Jahr. Davon wurden 608 als prioritätsbegründende Patentanmeldungen bei den Patentämtern eingereicht, also im Schnitt mehr als zwei Patentanmeldungen pro Arbeitstag.
Mit einem Finanzvolumen von rund 2,1 Milliarden Euro ist Fraunhofer ein weltweit agierender Vorreiter der angewandten Forschung. 24 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, vorwiegend mit natur- oder ingenieurwissenschaftlicher Ausbildung, erzielen dieses herausragende Ergebnis. Knapp 1,9 Milliarden Euro entfallen dabei auf den Leistungsbereich Vertragsforschung, 44 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Über 70 Prozent dieses Leistungsbereichs erwirtschaftet Fraunhofer durch Auftragsforschung für die Wirtschaft sowie durch öffentlich finanzierte Forschungsprojekte.
Zukunftsorientierung bei Forschungsfinanzierung und strategischen Leitlinien
Beim wichtigen Thema Grundfinanzierung konnte ein großer Erfolg verbucht werden: Mit einem Plus von rund 67 Millionen Euro von Bund und Ländern wird künftig nun wieder die bei der Finanzierung nach dem etablierten Fraunhofer-Modell angestrebte 30-Prozent-Marke erreicht. Diesen Budgetanteil nutzt Fraunhofer traditionell für die praxisorientierte Vorlaufforschung. »Eine angemessene Grundfinanzierung ist ein substanzieller Teil des so erfolgreichen Fraunhofer-Modells. Denn damit erhalten wir letztlich die Zukunftsfähigkeit unserer Forschung«, erläutert Prof. Reimund Neugebauer, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft. »Sie hat das Ziel, neue Technologien zu entwickeln und zu Einsatzfähigkeit und Marktreife zu bringen.« So verhält es sich auch mit der neuen Forschungsfabrik Mikroelektronik Deutschland – mit 280 Millionen Euro die größte Investitionsmaßnahme in der Geschichte der Fraunhofer-Gesellschaft.
Das Umfeld der angewandten Forschung ändert sich schnell: Politik, Märkte und Technologien sind in ständigem Wandel. Den gewachsenen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Ansprüchen passt Fraunhofer sich proaktiv an. In einem umfangreichen partizipativen Prozess hat die Fraunhofer-Gesellschaft 2016 ein neues Leitbild entworfen und verabschiedet. In Mission, Vision und sechs Leitsätzen wird darin beschrieben, wie das Selbstbild und die strategischen Perspektiven von Fraunhofer aussehen und welche Grundsätze die Forschungsorganisation dabei leiten. Mit der »Agenda Fraunhofer 2022« wird die Fraunhofer-Gesellschaft darüber hinaus die anhaltende dynamische Entwicklung festigen und zu einer Roadmap ausbauen. Neugebauer: »In unserer Agenda Fraunhofer 2022 sind unsere strategischen Projekte mit einer signifikanten Bedeutung abgebildet. Zu diesen Projekten gehören die Weiterentwicklung des Fraunhofer-Forschungsportfolios, die internationale Strategie sowie die Erschließung neuer Finanzierungsquellen.«
Chancen der Digitalisierung
Die Digitalisierung von Unternehmen und die damit verbundenen Anforderungen an Sicherheit, Vernetzung und Infrastruktur beschäftigt auch die Fraunhofer-Gesellschaft verstärkt. »Mit dem ›Industrial Data Space‹ setzen wir neue Maßstäbe bei der Datensicherheit und Datensouveränität. Diese Initiative ist die Grundlage für neue digitale Geschäftsmodelle«, erklärt Neugebauer. »Mittlerweile sind über 70 Unternehmen aus 12 Ländern an diesem Datenraum beteiligt – diese hohe Beteiligung spricht für sich.« Weitere branchenspezifische Aspekte wie der Materials Data Space und der Medical Data Space wurden ebenfalls eingebunden – somit stellt die Initiative eine breite Basis für die weitere Digitalisierung der wirtschaftlichen Prozesse im Industrie-4.0-Zeitalter dar. Genau dort liegt die Mission von Fraunhofer: In der innovationsorientierten Forschung zum unmittelbaren Nutzen für die Wirtschaft und die Gesellschaft.
Förderung des Forschungsstandorts Deutschland
Zur weiteren nachhaltigen Entwicklung deutscher Forschungsstandorte trägt Fraunhofer mit insgesamt 17 Leistungszentren bei. »Es bedarf einer Transferinfrastruktur, bei der Hochschulen, Unternehmen und die Wissenschaft noch effektiver zusammenarbeiten. Diese regionalen Leistungszentren sollten mithilfe von Bund und Ländern als bundesweites Netzwerk verstetigt werden. So überlassen wir den Transfer hierzulande nicht dem Zufall«, sagt Neugebauer. Diese optimieren die Verwertung wissenschaftlicher Ergebnisse in allen Sektoren der Wirtschaft und sollen sich zu nationalen Infrastrukturen für Technologietransfer in Deutschland herausbilden. Darüber hinaus erachtet Fraunhofer Ausgründungen als wichtigen Bestandteil der Verwertungsaktivitäten. Neben der Generierung von Rückflüssen aus dem Technologietransfer fördern Ausgründungen unternehmerisches Denken und kooperative Netzwerke im wirtschaftlichen Umfeld der Fraunhofer-Gesellschaft. Sie sind zudem von hohem volkswirtschaftlichem Nutzen, da durch sie neue Arbeitsplätze entstehen und durch innovative Produkte die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands gestärkt wird. Im Jahr 2016 unterstützte Fraunhofer 41 neue Ausgründungsprojekte, 22 Spin-offs gingen aus der Fraunhofer-Gesellschaft hervor. Im internationalen Sektor bilden Tochtergesellschaften in Europa, Nord- und Südamerika sowie Repräsentanzen in Asien und im Nahen Osten für Fraunhofer eine Brücke zu den wichtigsten gegenwärtigen und zukünftigen Wissenschafts- und Wirtschaftsräumen. Weltweit ergänzen zahlreiche strategische Kooperationen mit exzellenten Partnern das globale Portfolio von Fraunhofer.