In seiner Rede rückte Prof. Hanselka das Kerngeschäft der Fraunhofer-Gesellschaft, den Technologietransfer ins Zentrum: »Wenn wir als Wirtschaftsstandort wettbewerbsfähig und zukunftsfähig bleiben wollen, dann sind Innovationen der Schlüssel dafür, davon bin ich überzeugt. Wir müssen besser, schneller und innovativer sein als unser Wettbewerb. Daher brauchen wir in Deutschland für ein zukunftsfähiges Innovationssystem eine ganzheitliche Stärkung des Transfers entlang aller Transferpfade – von der Auftragsforschung über die Lizenzierung bis zur Ausgründung«, erklärte Holger Hanselka zum Auftakt der Jahrestagung.
Bundesforschungsministerin Dorothee Bär betonte anlässlich der Jahrestagung: »Die Stärkung und Beschleunigung von Transfer ist ein Kernanliegen dieser Bundesregierung. Wir müssen in die Umsetzung kommen. Fraunhofer steht für das, was unser Land stark macht: für Erfindergeist und für eine exzellente Forschungslandschaft. Wir sind Verbündete, durch unsere gemeinsame Mission und durch die Rolle unseres Ministeriums als Geldgeber und Innovationstreiber. Transfer wird bei Ihnen gelebt, jeden Tag. Deshalb ist die Fraunhofer-Expertise gerade jetzt so wertvoll, damit es aufwärtsgeht: bei Patenten, Produkten, Wertschöpfung. Nur so können wir unseren Wohlstand in Deutschland langfristig sichern.«
Klare Prioritäten für eine starke Technologiepolitik
In diesem Zusammenhang betonte Holger Hanselka auch die zentrale Rolle einer konsequenten Innovationspolitik als Grundlage für die langfristige wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit. Deutschland könne dabei auf ein starkes industrielles Fundament, exzellente Ingenieurskompetenz und ein ausdifferenziertes Wissenschaftssystem bauen. Entscheidend sei, die komplementären Stärken der Wissenschaftsorganisationen gezielt zu fördern und nicht durch einheitliche Erwartungen zu nivellieren. Darüber hinaus brauche es mutige Unternehmen, die bereit sind, auch in frühe Technologiereifegrade zu investieren.
Besondere Chancen für den Standort Deutschland lägen im anstehenden technologiegetriebenen Zyklus: Während der letzte Technologiezyklus stark von Software dominiert war – mit zentralen Akteuren wie Google, Microsoft und anderen großen Plattformanbietern –, zeichnet sich nun eine Verlagerung hin zu Hardware-intensiven Technologien ab – darunter Green Tech, Biotechnologie, Raumfahrt, Robotik und industrielle KI. Genau hier liegen die klassisch deutschen und europäischen Stärken. »Dieses Zeitfenster und diese Chance müssen wir nun nutzen«, ist der Fraunhofer-Präsident überzeugt.
»Ich persönlich bin optimistisch«, fasste Hanselka zusammen. »Der Koalitionsvertrag enthält viele innovationspolitische Vorhaben mit großem Wirkungspotenzial für Deutschlands Innovationskraft.« Die Fraunhofer-Gesellschaft sei bereit, ihren Beitrag als systemrelevanter Partner zu leisten. »Unser Ziel es, globale Technologieführer ›Made in Germany‹ hervorzubringen. Dafür stehen wir als Fraunhofer und dafür setzen sich unsere 32 000 Mitarbeitenden in 75 Fraunhofer Instituten ein.«
Prof. Veronika Grimm, Mitglied des Sachverständigenrates Wirtschaft, die eine Keynote auf der Jahrestagung der Fraunhofer-Gesellschaft hielt, unterstützte: »Wer Wachstum will, muss Innovation ermöglichen: durch risikobereite Förderpolitik, durch den Abbau bürokratischer Hürden – und durch tiefere europäische Kapitalmärkte, die Ideen in Investitionen verwandeln.«
Christoph Degen, Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur, erklärte: »Transfer ist eine demokratische Kulturtechnik, die Wissen wirksam macht – und damit unsere Gesellschaft widerstandsfähiger, handlungsfähiger und zukunftsfester. Dabei ist Forschung die Grundlage für wirtschaftliche Resilienz, für gesellschaftlichen Zusammenhalt – und für unsere demokratische Handlungsfähigkeit. Die Fraunhofer-Gesellschaft leistet hierfür jeden Tag konkrete Beiträge. Transfer ist mehr als Technologiefolgenabschätzung oder Verwertung. Transfer überwindet Grenzen: zwischen Idee und Umsetzung, zwischen Disziplinen, Sektoren und Institutionen. Gerade in einer zunehmend spezialisierten Gesellschaft schafft Transfer das, was wir dringend brauchen: Verbindung – und damit auch Verständigung.«
Neue Satzung, neue Struktur, klare Mission
Um diese Ziele zu erreichen, arbeitet Fraunhofer kontinuierlich an seiner Effizienz, Resilienz und Zukunftsfähigkeit. So hat der Vorstand gemeinsam mit dem Senat in einem umfassenden Modernisierungsprozess eine Governance-Reform umgesetzt. Einen wichtigen Meilenstein stellt die neue Satzung dar, die seit Januar 2025 in Kraft ist. Sie stärkt den Senat als Aufsichtsrat und etabliert den Vorstand als Kollegialorgan.
Gleichzeitig wurden Maßnahmen zur Effizienzsteigerung und Prozessmodernisierung eingeleitet. Ziel ist es, Fraunhofer noch wirksamer als zuverlässigen Partner für Kunden und attraktiven Arbeitgeber für Spitzenkräfte zu positionieren.
Verleihung der Forschungspreise
Den festlichen Höhepunkt der Veranstaltung bildete auch in diesem Jahr die Verleihung der Fraunhofer-Forschungspreise. Ausgezeichnet mit dem Joseph-von-Fraunhofer-Preis wurden insgesamt acht Forschende in drei herausragenden Projekten, die anwendungsnahe Probleme lösen. Außerdem wurde erstmals der Preis »Innovations for a Better Future« der Fraunhofer-Zukunftsstiftung verliehen. Damit würdigte die Stiftung die Leistung eines Fraunhofer-Teams, das den Transfer einer Technologie realisiert hat und zur nachhaltigen Entwicklung gemäß den »Sustainable Development Goals« der Vereinten Nationen beiträgt.
Mehr Informationen zu den ausgezeichneten Projekten finden Sie hier: https://www.fraunhofer.de/de/ueber-fraunhofer/wissenschaftliche-exzellenz/fraunhofer-preisverleihung/2025.html