Fördermitglied Deutsche Bahn

Viele Chancen für Ingenieurinnen und Ingenieure bei der Deutschen Bahn

Spricht man mit einem Projektleiter und einem Recruiter von der Deutschen Bahn - einem Födermitglied des Fraunhofer-Alumni e.V., wird schnell deutlich, dass man es mit einem besonderen Unternehmen zu tun hat.

Niko Georgiadis,
© Deutsche Bahn
Niko Georgiadis ist Recruiter bei der Deutschen Bahn und findet wie er selbst sagt, «fast immer einen Weg«.
Karsten Erhardt, Leiter Regionales Projektmanagement im Regionalbereich Südwest Deutsche Bahn
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Karsten Erhardt, Leiter Regionales Projektmanagement im Regionalbereich Südwest bei der Deutschen Bahn, bringt bei Projekten ganz unterschiedliche Fachbereiche zusammen.

Über 7 Millionen Menschen beförderte die Deutsche Bahn hierzulande jeden Tag. Das ist eine große Aufgabe - doch bei weitem nicht die einzige. Damit bei diesem komplexen System jedes Rad ins andere greift, müssen die weltweit rund 330.000 Mitarbeitenden komplexe Herausforderungen und sehr spezielle Aufgaben bewältigen.

Das gilt auch für die Ingenieurinnen und Ingenieure, Akademikerinnen und Akademiker, die bei Europas größtem Schienenunternehmen arbeiten. Und die haben auf jeden Fall interessante, vielseitige, verantwortungsvolle und zukunftsträchtige Jobs. Die Deutsche Bahn ist stets auf der Suche nach neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Deshalb engagiert sich das Unternehmen seit 2017 als Förderunternehmen des Fraunhofer-Alumni e.V. und unterstützt so die Arbeit dieses gemeinnützigen Vereins.

Wir haben uns mit Karsten Erhardt, Leiter Regionales Projektmanagement im Regionalbereich Südwest, und Niko Georgiadis, Teamleiter Recruiting Ingenieure Südwest, unterhalten. Im Interview erklären sie, warum sie bei der Bahn arbeiten, was man für diesen Job mitbringen muss aber vor allem auch, warum die beiden nicht mehr wegwollen.

 

Herr Georgiadis, ein Großkonzern mit rund 330.000 Mitarbeitenden hat ständigen Bedarf an neuen Kräften. Wo liegen die Schwerpunkte im Ingenieursbereich?

Georgiadis: Die Deutsche Bahn ist eines der größten Ingenieursbüros des Landes, und jährlich stellt der Konzern etwa 1.000 neue Ingenieurinnen und Ingenieure ein. Als Infrastrukturbetreiber liegt unser Hauptbedarf natürlich bei Bau- und Elektroingenieurinnen und -Ingenieuren. Wir stellen erfahrene Kräfte ein, aber auch Young Professionals und Absolventinnen und Absolventen. Die unterschiedlichen Bahngewerke sind dabei in konstruktiven Ingenieurbau, Fahrbahn sowie Elektrotechnik und Leit- und Sicherungstechnik aufgeteilt. Für diese Bereiche suchen wir einerseits nach Ingenieurinnen und Ingenieuren für die Planung, aber auch nach Expertinnen und Experten, die bei Baumaßnahmen vor Ort sicherstellen, dass Planungen von externen Unternehmen korrekt umgesetzt werden. Eine wichtige Rolle haben Projektleiterinnen oder Projektleiter. Hier laufen alle Fäden zusammen.

Herr Erhardt Sie leiten als Ingenieur das Regionale Projektmanagement bei der DB Netz AG, welche Aufgaben haben Sie?

Erhardt: Im Projektmanagement verantworte ich Investitionsprojekte in bestehende Anlagen. Mit anderen Worten: Meine Abteilung sorgt für Erhalt und Zukunftsfähigkeit von Stellwerken, Gleisen, Weichen oder Brücken. Auch wenn sich Regeln oder Technik ändern, etwa bei der Digitalisierung der Stellwerkstechnik, sind wir zuständig. Unser Bereich Südwesten umfasst rund 4500 Kilometer Schienennetz und reicht vom Saarland bis zum Bodensee. Rund 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter managen jährlich zwischen 200 und 250 Einzelprojekte mit einem Budget von rund 450 Millionen Euro. 2019 investiert die Bahn deutschlandweit 10,7 Milliarden Euro für Instandhaltung, Neu- und Ausbaumaßnahmen der Bahninfrastruktur.

Stehen Sie dabei vor besonderen Herausforderungen?

Erhardt: Unsere Projekte erfordern das Zusammenspiel vieler Fachbereiche. Die größte Herausforderung aber ist das »Bauen unter rollendem Rad«. Ein großer Teil unserer Aufwendungen entfällt daher auf Logistik und Materialtransport bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung des Fahrplans. Solche Bauverfahren setzen langfristige Planung voraus. Wir managen und organisieren, die Fachplanung führen wir nur begrenzt im eigenen Haus durch. Die wird meist von externen Partnerunternehmen übernommen. Wir treten als Vertreter des Bauherrn und Auftraggeber auf. Am Ende sind wir auch für die termingerechte Ausführung verantwortlich. Dennoch begreifen wir uns als Innovator, Impulsgeber und Treiber von neuen Verfahren und Prozessen.

Können Sie uns dafür ein Beispiel geben?

Erhardt: Vor rund 12 Jahren wurden die ersten so genannten Serien- und Linienbaustellen umgesetzt. Eine Strecke wird über die komplette Länge vollständig gesperrt und erneuert. So können wir aktuell die Strecke Mannheim-Stuttgart innerhalb von rund 200 Tagen sanieren. Mit Teilsperrungen, Verlegung der Arbeiten oder Nacht- und Wochenendzeiten hätte sich dieser Bau mehrere Jahre hingezogen und den Zugverkehr entsprechend lange behindert.

Komplettsperrungen erfordern jedoch neue Konzepte etwa beim Maschineneinsatz oder der Umleitung von Zügen. An der Entwicklung solcher Konzepte war auch ich beteiligt. Externe Firmen sind hier gezwungen sich an die besonderen Konzepte anzupassen. So treiben wir über neue Denkansätze und Logistikkonzepte die Weiterentwicklung bei externen Partnern wie Baufirmen und Planungsbüros voran.

Was bedeutet diese besondere Arbeit für die Angestellten der Bahn?

Erhardt: Wer bei der Bahn arbeitet, muss von der Eisenbahn, von der Herausforderung Menschen und Güter zuverlässig zu transportieren, fasziniert sein und sich dem verpflichtet fühlen. Zudem sind wir als Unternehmen nicht nur eine große Familie. Wir haben auch eine große Story: Wir sind Vorreiter für den Umweltschutz! Deutschland wird ohne uns die selbstgesteckten Klimaziele nicht erreichen, und ohne die Angebote der Deutschen Bahn ist auch keine emissionsfreie Mobilität möglich.

Georgiadis: Wir müssen jede Mitarbeiterin, jeden Mitarbeiter in Schulungen und Weiterbildungsmaßnahmen speziell für unsere Anforderungen qualifizieren, auf die Aufgaben vorbereiten - von Grund auf. Ideal ist natürlich, wenn Interessentinnen und Interessenten bereits Bahnerfahrung haben, etwa bei Stadt- oder U-Bahnen. Infrastrukturaufgaben etwa im Straßenbau, Flughafenumfeld oder bei Staudämmen weisen ebenfalls Parallelen zu den Aufgaben bei der Bahn auf. So unterliegt der Eisenbahnverkehr beispielsweise ähnlich strengen Regeln wie der Flugverkehr. Ich möchte aber betonen, dass dies keine zwingenden Zugangsvoraussetzungen für eine Ingenieurin oder einen Ingenieur sind. Wenn jemand für eine Aufgabe bei uns brennt und voll motiviert ist, dann finden wir fast immer einen Weg.

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Was bedeutet das für die Bahn als Arbeitgeber?

Georgiadis: Wir können Menschen einen Arbeitsplatz bieten, die an sich selbst sehr hohe Ansprüche haben. Die Aufgaben sind nicht nur komplex, sondern auch zukunftsträchtig. Unsere Elektroingenieurinnen und Elektroingenieure beispielsweise stehen aktuell vor der Herausforderung, unsere Stellwerke zu digitalisieren.

Bei Bauingenieuren sind es prestigeträchtige Großprojekte wie die Strecke Karlsruhe-Basel oder die Verbindung Stuttgart-Ulm. Von einigen dieser Bauwerke werden noch die Enkelinnen und Enkel sprechen. Oder sie zumindest nutzen.

Auf der anderen Seite ist ein Job bei der Bahn sehr sicher. Wer bei uns startet, weiß, dass genug zu tun ist. Und das wird auch in Zukunft so sein. Die DB ist der Mobilitätsdienstleister der Zukunft. Ohne die Schiene werden wir die grüne Verkehrswende nicht schaffen.  Zudem bieten wir viele Entwicklungsmöglichkeiten innerhalb eines großen, internationalen Konzerns.

Erhardt: Bei der Bahn ist das Gesamtpaket sehr gut: Wir sind deutschlandweit breit gefächert aufgestellt. Neben den verschiedenen technisch-fachlichen Bereichen haben wir auch einen Bereich für Dienstleistungen. Man kann als Arbeitnehmerin oder Arbeitnehmer bei der Bahn viele unterschiedliche Themen kennen lernen und wir haben sehr durchlässige Karrierepfade. Ein Beispiel dafür ist die DB Akademie in Potsdam. Dort bieten wir Qualifikationen und Weiterbildungen für Akademikerinnen und Akademiker sowie Führungskräfte an. Wir ermöglichen berufsbegleitende Studien und unterhalten Lehrstühle. Aber natürlich geht es uns auch darum, Mitarbeitende zu begleiten. Mit speziellen Talentprogrammen entdecken wir Menschen die Karrierepotentiale haben und für unsere Sache brennen. So kann man auch mit einem Ausbildungsberuf als Hintergrund in Führungspositionen aufsteigen.

Welche weiteren Benefits bietet die Deutsche Bahn als Arbeitgeber?

Erhardt: Die Einsatzpläne sind in bestimmten Bereichen von 24-Stunden-Tätigkeiten geprägt. Daher legen wir auf Work-Life-Balance großen Wert. Das ist auch einer der Gründe, warum wir mit bis zu 12 Tagen zusätzlichen Jahresurlaub einen der modernsten Tarifverträge haben. Bei der Vergütung liegen wir bei Absolventen über Marktniveau. Wir bieten die Möglichkeiten zu temporären Auszeiten, die nicht nur tariflich, sondern auch kulturell fest verankert sind. Hinzu kommen weitere Vorzüge, wie etwa Freifahrten. In meiner beruflichen Karriere habe ich das so bisher bei keinem anderen Arbeitgeber kennenlernen dürfen.

Wie hoch ist der Personalbedarf der Bahn?

Erhardt: Die DB hat allein im letzten Jahr über 24.000 neue Mitarbeitende eingestellt. In den nächsten Jahren sind es insgesamt rund 100.000 neue Kräfte, die im Zuge der neuen Strategie »Starke Schiene« an Bord geholt werden. Es geht zum einen darum, die Kolleginnen und Kollegen, die altersbedingt ausscheiden, zu ersetzen und einen Wissenstransfer zu gestalten – bei der Bahn ist Erfahrung gefragt. Gleichzeitig wächst die DB und wird digitaler. Der Bedarf bleibt also hoch.  Alleine in meiner Abteilung plane ich in diesem Jahr noch 15 Ingenieurinnen und Ingenieure einzustellen. In den nächsten fünf bis sechs Jahren werden in unserer Abteilung 50 neue Ingenieursstellen ausgeschrieben.

Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um Bewerber für die Bahn zugewinnen?

Georgiadis: Zumindest in Baden-Württemberg, wo ich hauptsächlich tätig bin, haben wir aktuell fast Vollbeschäftigung. Wir stehen gerade in dieser Region mit internationalen Konzernen aber auch mit herausragenden mittelständischen Unternehmen in Konkurrenz um die besten Akademikerinnen und Akademiker. Aus meiner Erfahrung ist die Direktansprache – meist über Karrierenetzwerke, wie Xing und LinkedIn– derzeit das effektivste Mittel, um mit geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten ins Gespräch zu kommen. Das liegt auch an den Gewohnheiten der Zielgruppe. Ingenieure sind begehrt und es deshalb auch gewohnt, direkt angesprochen zu werden.

Man muss sich also etwas einfallen lassen. Deshalb veranstalten wir zum Beispiel auch Recruiting-Days, in deren Rahmen Interessierte etwa bei Werks- und Baustellenführungen das Unternehmen direkt kennenlernen können. Noch am gleichen Tag bekommen die Teilnehmenden eine Rückmeldung über ihre Eignung.

Die Bahn ist einer der Fördermitglieder des Fraunhofer-Alumni e.V., worüber wir uns sehr freuen. Hat dieses Engagement ebenfalls mit einer neuen Ansprache potentieller neuer Mitarbeitenden zu tun?

Georgiadis: Wir müssen, um Personal zu gewinnen, neue Wege gehen. Ich denke, dass die Ansprache der Fraunhofer-Alumni große Chancen bietet. Wir wissen, dass im Alumni-Verein der Fraunhofer-Gesellschaft hochkarätige Expertinnen und Experten versammelt sind, speziell aus der Zielgruppe der »technischen Akademiker«.

Wir danken Ihnen für das Gespräch, Herr Erhardt und Herr Georgiadis!

 

 

Hinweis: Die Deutsche Bahn ist aktuell kein Fördermitglied des Fraunhofer-Alumni e.V.