Viele Chancen für Ingenieurinnen und Ingenieure bei der Deutschen Bahn
Spricht man mit einem Projektleiter und einem Recruiter von der Deutschen Bahn - einem Födermitglied des Fraunhofer-Alumni e.V., wird schnell deutlich, dass man es mit einem besonderen Unternehmen zu tun hat.


Über 7 Millionen Menschen beförderte die Deutsche Bahn hierzulande jeden Tag. Das ist eine große Aufgabe - doch bei weitem nicht die einzige. Damit bei diesem komplexen System jedes Rad ins andere greift, müssen die weltweit rund 330.000 Mitarbeitenden komplexe Herausforderungen und sehr spezielle Aufgaben bewältigen.
Das gilt auch für die Ingenieurinnen und Ingenieure, Akademikerinnen und Akademiker, die bei Europas größtem Schienenunternehmen arbeiten. Und die haben auf jeden Fall interessante, vielseitige, verantwortungsvolle und zukunftsträchtige Jobs. Die Deutsche Bahn ist stets auf der Suche nach neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Deshalb engagiert sich das Unternehmen seit 2017 als Förderunternehmen des Fraunhofer-Alumni e.V. und unterstützt so die Arbeit dieses gemeinnützigen Vereins.
Wir haben uns mit Karsten Erhardt, Leiter Regionales Projektmanagement im Regionalbereich Südwest, und Niko Georgiadis, Teamleiter Recruiting Ingenieure Südwest, unterhalten. Im Interview erklären sie, warum sie bei der Bahn arbeiten, was man für diesen Job mitbringen muss aber vor allem auch, warum die beiden nicht mehr wegwollen.
Herr Georgiadis, ein Großkonzern mit rund 330.000 Mitarbeitenden hat ständigen Bedarf an neuen Kräften. Wo liegen die Schwerpunkte im Ingenieursbereich?
Georgiadis: Die Deutsche Bahn ist eines der größten Ingenieursbüros des Landes, und jährlich stellt der Konzern etwa 1.000 neue Ingenieurinnen und Ingenieure ein. Als Infrastrukturbetreiber liegt unser Hauptbedarf natürlich bei Bau- und Elektroingenieurinnen und -Ingenieuren. Wir stellen erfahrene Kräfte ein, aber auch Young Professionals und Absolventinnen und Absolventen. Die unterschiedlichen Bahngewerke sind dabei in konstruktiven Ingenieurbau, Fahrbahn sowie Elektrotechnik und Leit- und Sicherungstechnik aufgeteilt. Für diese Bereiche suchen wir einerseits nach Ingenieurinnen und Ingenieuren für die Planung, aber auch nach Expertinnen und Experten, die bei Baumaßnahmen vor Ort sicherstellen, dass Planungen von externen Unternehmen korrekt umgesetzt werden. Eine wichtige Rolle haben Projektleiterinnen oder Projektleiter. Hier laufen alle Fäden zusammen.
Herr Erhardt Sie leiten als Ingenieur das Regionale Projektmanagement bei der DB Netz AG, welche Aufgaben haben Sie?
Erhardt: Im Projektmanagement verantworte ich Investitionsprojekte in bestehende Anlagen. Mit anderen Worten: Meine Abteilung sorgt für Erhalt und Zukunftsfähigkeit von Stellwerken, Gleisen, Weichen oder Brücken. Auch wenn sich Regeln oder Technik ändern, etwa bei der Digitalisierung der Stellwerkstechnik, sind wir zuständig. Unser Bereich Südwesten umfasst rund 4500 Kilometer Schienennetz und reicht vom Saarland bis zum Bodensee. Rund 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter managen jährlich zwischen 200 und 250 Einzelprojekte mit einem Budget von rund 450 Millionen Euro. 2019 investiert die Bahn deutschlandweit 10,7 Milliarden Euro für Instandhaltung, Neu- und Ausbaumaßnahmen der Bahninfrastruktur.
Stehen Sie dabei vor besonderen Herausforderungen?
Erhardt: Unsere Projekte erfordern das Zusammenspiel vieler Fachbereiche. Die größte Herausforderung aber ist das »Bauen unter rollendem Rad«. Ein großer Teil unserer Aufwendungen entfällt daher auf Logistik und Materialtransport bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung des Fahrplans. Solche Bauverfahren setzen langfristige Planung voraus. Wir managen und organisieren, die Fachplanung führen wir nur begrenzt im eigenen Haus durch. Die wird meist von externen Partnerunternehmen übernommen. Wir treten als Vertreter des Bauherrn und Auftraggeber auf. Am Ende sind wir auch für die termingerechte Ausführung verantwortlich. Dennoch begreifen wir uns als Innovator, Impulsgeber und Treiber von neuen Verfahren und Prozessen.
Können Sie uns dafür ein Beispiel geben?
Erhardt: Vor rund 12 Jahren wurden die ersten so genannten Serien- und Linienbaustellen umgesetzt. Eine Strecke wird über die komplette Länge vollständig gesperrt und erneuert. So können wir aktuell die Strecke Mannheim-Stuttgart innerhalb von rund 200 Tagen sanieren. Mit Teilsperrungen, Verlegung der Arbeiten oder Nacht- und Wochenendzeiten hätte sich dieser Bau mehrere Jahre hingezogen und den Zugverkehr entsprechend lange behindert.
Komplettsperrungen erfordern jedoch neue Konzepte etwa beim Maschineneinsatz oder der Umleitung von Zügen. An der Entwicklung solcher Konzepte war auch ich beteiligt. Externe Firmen sind hier gezwungen sich an die besonderen Konzepte anzupassen. So treiben wir über neue Denkansätze und Logistikkonzepte die Weiterentwicklung bei externen Partnern wie Baufirmen und Planungsbüros voran.
Was bedeutet diese besondere Arbeit für die Angestellten der Bahn?
Erhardt: Wer bei der Bahn arbeitet, muss von der Eisenbahn, von der Herausforderung Menschen und Güter zuverlässig zu transportieren, fasziniert sein und sich dem verpflichtet fühlen. Zudem sind wir als Unternehmen nicht nur eine große Familie. Wir haben auch eine große Story: Wir sind Vorreiter für den Umweltschutz! Deutschland wird ohne uns die selbstgesteckten Klimaziele nicht erreichen, und ohne die Angebote der Deutschen Bahn ist auch keine emissionsfreie Mobilität möglich.
Georgiadis: Wir müssen jede Mitarbeiterin, jeden Mitarbeiter in Schulungen und Weiterbildungsmaßnahmen speziell für unsere Anforderungen qualifizieren, auf die Aufgaben vorbereiten - von Grund auf. Ideal ist natürlich, wenn Interessentinnen und Interessenten bereits Bahnerfahrung haben, etwa bei Stadt- oder U-Bahnen. Infrastrukturaufgaben etwa im Straßenbau, Flughafenumfeld oder bei Staudämmen weisen ebenfalls Parallelen zu den Aufgaben bei der Bahn auf. So unterliegt der Eisenbahnverkehr beispielsweise ähnlich strengen Regeln wie der Flugverkehr. Ich möchte aber betonen, dass dies keine zwingenden Zugangsvoraussetzungen für eine Ingenieurin oder einen Ingenieur sind. Wenn jemand für eine Aufgabe bei uns brennt und voll motiviert ist, dann finden wir fast immer einen Weg.