Finanzen

Finanzierung der Fraunhofer-Gesellschaft

Die Finanzierung der Fraunhofer-Gesellschaft basiert auf den drei Säulen Grundfinanzierung, Finanzierung aus Aufträgen der Wirtschaft sowie öffentliche Projektfinanzierung. Als gemeinnützige Organisation verfolgen wir keine finanziellen Gewinnziele, Überschüsse werden satzungsgemäß zur Förderung der Wissenschaft eingesetzt. Die Grundfinanzierung, die Fraunhofer als institutionelle Förderung von Bund und Ländern erhält, wird gemäß unserer Mission für Forschung und Entwicklung zum Nutzen für Wirtschaft und Gesellschaft eingesetzt.

Die Fraunhofer-Gesellschaft betreibt zahlreiche Institute und Forschungseinrichtungen in Deutschland. Rund 70 Prozent des Leistungsbereichs Vertragsforschung erwirtschaftet die Fraunhofer-Gesellschaft mit Aufträgen aus der Industrie und mit öffentlich finanzierten Forschungsprojekten. Rund 30 Prozent werden von Bund und Ländern als Grundfinanzierung beigesteuert, damit die Institute Problemlösungen entwickeln können, die erst in fünf oder zehn Jahren für Wirtschaft und Gesellschaft aktuell werden. 

Finanzvolumen der Fraunhofer-Gesellschaft 2020–2024

Nach starkem Wachstum in den Vorjahren trat Fraunhofer im Jahr 2024 in eine Phase der Konsolidierung ein. Das Finanzvolumen legte gegenüber dem Vorjahr um 5 Prozent auf 3,6 Mrd. € zu. Mit einem Anteil von 88 Prozent bzw. 3,1 Mrd. € umfasst die Vertragsforschung die Kerntätigkeiten von Fraunhofer, die zu rund einem Drittel von Bund und Ländern grundfinanziert werden. Forschungsleistungen mit einer dauerhaften Finanzierung außerhalb dieser regulären Grundfinanzierung werden als zusätzliche Forschungsförderung zusammengefasst, die ein Volumen von 260 Mio. € erreichte. Der Bereich Ausbau lag bei 167 Mio. €. Die drei Bereiche werden in den folgenden Kapiteln näher erläutert.

Finanzvolumen 2024 nach Haushalt in Mio. €

Das Finanzvolumen basiert auf der Leistungsrechnung, die den Anforderungen der Zuwendungsgeber entspricht. Der Betriebshaushalt beinhaltet den Personal- und Sachaufwand im kaufmännischen Sinn. Die Investitionen werden dagegen in Höhe der Ausgaben zum Anschaffungszeitpunkt erfasst, sodass kaufmännische Abschreibungen in der Leistungsrechnung nicht enthalten sind. Im Jahr 2024 investierte Fraunhofer insgesamt 585 Mio. € mit einem Anteil von 16 Prozent am Finanzvolumen. Der Anstieg des Personalaufwands auf 2055 Mio. € resultierte aus einer Zunahme der Mitarbeitenden im Stammpersonal zum Bilanzstichtag um 3,8 Prozent und der Tariferhöhung im TVöD zum 1. März 2024. Der Sachaufwand lag mit 923 Mio. € leicht über dem Vorjahresniveau.

Erträge in der Vertragsforschung 2020–2024

Die Vertragsforschung umfasst die Kerntätigkeiten von Fraunhofer und basiert gemäß dem Fraunhofer-Modell auf drei Finanzierungsäulen: 

  • Auftragsforschung für die Wirtschaft 
  • öffentlich finanzierte Förderprojekte 
  • grundfinanzierte Vorlaufforschung 

Die Grundfinanzierung wird vom Bundesministerium für  Bildung und Forschung (BMBF) und den Ländern im Verhältnis  90:10 bereitgestellt. Sie schafft die Grundlage für wegweisende  Vorlaufforschung, die in den kommenden Jahren für Wirtschaft und Gesellschaft von Bedeutung wird.

Die Wirtschaftserträge verzeichneten ein Wachstum um 4 Prozent auf 867 Mio. € und erreichten einen neuen Höchststand. Dabei stiegen die Erträge aus Aufträgen der Industrie um 4 Prozent auf 705 Mio. € und die Lizenzerträge aus der  Wirtschaft um 3 Prozent auf 162 Mio. €. Mit einem Anteil von 51,5 Prozent entfällt mehr als die Hälfte der Wirtschaftserträge auf Kunden aus dem Sektor »Verarbeitendes Gewerbe«, gemäß der Systematik nach Wirtschaftszweigen der Europäischen Gemeinschaft  (NACE-Klassifikation).

Innerhalb dieses Sektors stammen die in Summe höchsten Wirtschaftserträge aus Projekten mit  Kunden, die in der Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten  sowie elektronischen und optischen Erzeugnissen, pharmazeutischen  Erzeugnissen, chemischen Erzeugnissen und Kraftwagen oder im Maschinenbau tätig sind. Den zweitgrößten Anteil tragen mit 25,7 Prozent Wirtschaftserträge mit Kunden aus der »Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen« bei. Darunter fallen beispielsweise  Unternehmen der Forschung und Entwicklung, Ingenieurbüros sowie Unternehmensberatungen. 

 

Öffentliche Projekterträge 2024 in Mio. €

Die öffentlichen Projekterträge gingen 2024 nach einem  kontinuierlichen Anstieg in den Vorjahren um 3 Prozent auf  1295 Mio. € zurück. Dabei nahm die Projektförderung des  Bundes um 6 Prozent auf 848 Mio. € zu. Die Erträge des  Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) stiegen  um 10 Prozent auf 447 Mio. € und die Förderung der sonstigen  Bundesressorts um 5 Prozent auf 135 Mio. €. Die Förderung  des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz  (BMWK) lag mit 266 Mio. € auf dem Vorjahresniveau. Ausgehend  von dem hohen Niveau der Vorjahre nahm die Projektförderung  der Länder 2024 um 35 Prozent auf 151 Mio. € ab.  Bei den EU-Erträgen gab es einen Aufwuchs um 26 Prozent auf  144 Mio. €. Die sonstigen Erträge gingen nach Sondereffekten  im Vorjahr um 17 Prozent auf 152 Mio. € zurück und beinhalten u. a. Erträge von Stiftungen, Universitäten und anderen Einrichtungen  der Forschungsförderung sowie Lizenzerträge in Höhe von 2 Mio. € von Kunden außerhalb der Wirtschaft.      

 

Finanzierungsanteile in % 2020–2024

Der hohe Finanzierungsanteil extern eingeworbener Erträge ist ein Erfolgskriterium der Fraunhofer-Institute und  ein Alleinstellungsmerkmal der Fraunhofer-Gesellschaft. Der Projektfinanzierungsanteil ist daher eine wichtige Steuerungskennzahl und ein Indikator für einen ausgewogenen Finanzierungsmix in der Vertragsforschung. Er wird berechnet als Anteil der Projekterträge am Betriebshaushalt inklusive kalkulatorischer Abschreibungen auf Investitionen (ohne Projektgruppen und bilanzielle Sondereffekte). Nach einem Höchststand im Vorjahr nahm der Anteil extern eingeworbener Erträge auf 71,3 Prozent ab. Dieser Rückgang ist insbesondere auf den auf 32,8 Prozent gesunkenen Projektfinanzierungsanteil von Bund und Ländern zurückführen. Der Anteil der Wirtschaftserträge ging aufgrund des überproportionalen Anstiegs des Betriebshaushalts leicht zurück und lag bei 28,8 Prozent. 

Zusätzliche Forschungsförderung in Mio.

In der zusätzlichen Forschungsförderung werden Forschungsleistungen mit einer dauerhaften Finanzierung außerhalb der regulären Grundfinanzierung zusammengefasst.  Neben der Verteidigungsforschung zählen dazu das Nationale Forschungszentrum für angewandte Cybersicherheit ATHENE und die Fraunhofer-Einrichtung Forschungsfertigung Batteriezelle FFB. 

Unter dem Dach von ATHENE forschen das Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie SIT und das Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD mit der Technischen Universität Darmstadt und der Hochschule Darmstadt am Schutz kritischer Infrastrukturen wie Strom und Verkehr sowie der Absicherung von IT-Systemen. Neben Informatik und Technik werden interdisziplinäre Fragestellungen aus Rechts- und Wirtschaftswissenschaften, Psychologie und Ethik eingebunden. ATHENE wird vom BMBF und dem Land Hessen im Verhältnis 70:30 gefördert und wies 2024 einen Haushalt von 30 Mio. € auf. 

Für Aufbau und Betrieb der FFB entstanden 2024 Ausgaben in Höhe von 52 Mio. €. Das Großprojekt wird vom BMBF mit insgesamt 500 Mio. € projektfinanziert. Weitere 320 Mio. € stellt das Land Nordrhein-Westfalen für Grundstücke und Neubauten bereit. Die FFB soll zum Zentrum der Entwicklung einer modernen und skalierbaren Batteriezellproduktion für Deutschland und Europa werden. 

In der Verteidigungsforschung sind die Tätigkeiten in Forschung und Entwicklung von 7 Fraunhofer-Instituten zusammengefasst, die vom Bundesministerium der Verteidigung (BMVg) eine Grundfinanzierung und kontinuierliche Projektförderung erhalten. Ziel der FuE-Tätigkeiten ist es, Menschen, Infrastrukturen und Umwelt bestmöglich vor potenziellen militärischen, technischen, terroristischen, natürlichen und kriminellen Sicherheitsbedrohungen zu schützen. Die Ausgaben in der Verteidigungsforschung sind im Vergleich zum Vorjahr deutlich angestiegen und lagen bei 178 Mio. €. Dabei nahm insbesondere die Projektfinanzierung des BMVg um 26 Mio. € auf 80 Mio. € zu.      

Ausbauinvestitionen in Mio. €

Im Bereich Ausbau sind Baumaßnahmen sowie die Erstausstattungen mit wissenschaftlichen Geräten und Mobiliar erfasst. Die Ausgaben für Bau und Erstausstattung lagen mit 167 Mio. € leicht über dem Vorjahresniveau. Dabei stiegen die Baumaßnahmen um 15 Mio. € auf 148 Mio. € an, wovon 100 Mio. € auf Großbauprojekte und 48 Mio. € auf den Kleinbau entfielen.

Die Investitionen in die Erstausstattung sanken hingegen um 12 Mio. € auf 19 Mio. €. Auf den Fortschritt großer Baumaßnahmen wirken externe Einflüsse weiterhin verzögernd. Dazu zählen neben längeren Prüfzeiten der öffentlichen Verwaltung auch erhöhte Anforderungen im Zuwendungsbau, wie die verpflichtende Zertifizierung gemäß dem Bewertungssystem für Nachhaltiges Bauen (BNB-Zertifizierung) und die Klimaverträglichkeitsprüfung bei Projekten, die durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert werden.

Großbauten und Erstausstattung werden von Bund und Ländern im Verhältnis 50:50 sonderfinanziert. Häufig stellen die Länder zusätzliche Fördermittel aus EFRE bereit, die den Zuwendungsbedarf für Bund und Land gleichermaßen verringern. Die Kleinbaumaßnahmen werden aus der gemeinsamen Grundfinanzierung im Verhältnis 90:10 finanziert. In Summe betrug der Zuwendungsbedarf für Bund und Länder 160 Mio. €.

Die Projekterträge aus EFRE-Mitteln der Länder und sonstigen Erträgen gingen nach der Fertigstellung von Baumaßnahmen aus der vorangegangenen EFRE-Förderperiode deutlich auf 7 Mio. € zurück.