Neue Immunzellplattformen für die Gesundheitsforschung
Der Bedarf der Medizin an Immunzellpräparaten, um Wirkung und Sicherheit von Arzneimitteln an menschlichen Zellen zu testen, wächst rasant. Mit dem neuen Verfahren einer Attract-Gruppe am Fraunhofer-Institut für Toxikologie und Experimentelle Medizin ITEM lassen sich reife humane Immunzellen erstmals im großen Maßstab herstellen.
Prof. Nico Lachmann leitet eigentlich die Arbeitsgruppe Angewandte Stammzell- und Translationale Makrophagen-Forschung an der Medizinischen Hochschule Hannover. Bei seiner Arbeit entstand die Idee, aus induzierten pluripotenten Stammzellen (iPSC) in einem standardisierten Verfahren Immunzellen für die Gesundheitsforschung herzustellen. Um seine Forschung stärker in Richtung Anwendung voranzutreiben, ergriff er die Chance von »Fraunhofer Attract«. Das Förderprogramm ermöglicht hervorragenden externen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, ihre Ideen innerhalb eines Fraunhofer-Instituts marktnah umzusetzen. Sein Projekt »IMMUNITY – Designerzellen: Neue Immunzell-Plattformen für die Gesundheitsforschung«, mit dem Prof. Lachmann 2022 beim Fraunhofer ITEM gestartet ist, hat ein riesiges Potenzial für die praktische Verwertung. Humane Immunzellen kommen zum Einsatz, um neue Medikamente zu entwickeln und zu testen, aber auch um neue Krebstherapien zu erforschen. Zudem sind sie zum Beispiel genetisch so veränderbar, dass sie in Medikamenten Verunreinigungen detektieren können, die bisher nur sehr aufwendig nachweisbar sind. Würden künstliche Hautgewebe, an denen heute schon Kosmetika getestet werden, mit Immunzellen versetzt, ließen sich die Reaktionen eines menschlichen Organismus noch besser abbilden.
Gefragt sind also Wege, um menschliche Immunzellen im großen Maßstab mit gleichbleibender Qualität zu gewinnen. Prof. Lachmann und sein Team haben mit einem neuen Verfahren den Grundstein dafür gelegt. In speziellen Reaktionsgefäßen werden die iPSC-Stammzellen in einer Lösung so stimuliert, dass sie kontinuierlich Immunzellen wie etwa Makrophagen produzieren. Da das System in 3D, statt bisher in 2D – etwa am Boden einer Petrischale – konzipiert ist, können deutlich größere Mengen der Designer-Immunzellen hergestellt werden und der Maßstab ist beliebig erweiterbar. Aufbau und Validierung des Systems sollen im Rahmen des Attract- Projekts vorangetrieben werden. Im Fokus ist zudem, zellbasierte Potency-Assays aufzubauen, also Prüfsysteme zur Messung der Wirksamkeit bzw. Sicherheit biologischer und biotechnologischer Arzneimittel.
Für die weitere Forschung steht dem Attract-Team über fünf Jahre ein Budget von 2,5 Millionen Euro zu Verfügung. »Eine Idee wird zur Innovation, wenn sie in die Anwendung gelangt«, sagt Prof. Lachmann. »Die Fraunhofer-Attract-Förderung ermöglicht es mir, meine Ideen anwendungsorientiert weiterzuentwickeln und dabei auch die unterschiedlichen Expertisen innerhalb von Fraunhofer mit einzubeziehen.«