»Talent Take Off - Durchstarten@Home«: Auftanken fürs Studium

Wer eine Idee hat, zu welchem Job das Studium einmal führen könnte, tut sich leichter. Doch wie findet man das heraus? Durch systematisches Wissen über Job-Optionen und Zukunftstrends sowie das Bewusstmachen eigener Vorlieben. Pia Wild hat es ausprobiert bei »Talent Take Off – Durchstarten@Home«.

Pia, 20 studiert in Ilmenau im dritten Semester Werkstoffwissenschaft. Auf der Suche nach Abwechslung überfliegt sie auch den myTalent-Newsletter von Fraunhofer – und stößt dort auf die Ankündigung von »Talent Take Off – Durchstarten@Home«. Noch eine Veranstaltung online? Warum nicht, Pia war schon auf anderen Fraunhofer-Veranstaltungen, die ihr gut gefallen haben, und der Termin passt.

Los geht’s an einem Donnerstag Nachmittag mit dem Workshop »Design your Science Job«, für den Pia schon vorab ein Päckchen mit jeder Menge Post-its, dickem Filzstift, Block und allerlei Nervennahrung erhalten hat.

Nach einem kurzen Technik-Check und einer Vorstellungsrunde aller 23 Teilnehmer*innen geht’s los. Die Kernbotschaft der ersten kurzen Theorie-Einheit: Die Arbeitswelt verändert sich immer schneller, doch wer sich selbst gut kennt und zügig ausprobiert, ob eine Job-Idee auch was taugt, der wird immer gute Jobs finden. Ein optimales Sprungbrett ist dabei die angewandte Forschung, weil man hier mit vielen Projekt-Partnern zusammenarbeitet und spannende Leute kennenlernt.

Wie kommt man auf gute Job-Ideen?

Zunächst heißt es also Job-Ideen entwickeln, die zu den eigenen Vorlieben passen. Wie das geht? Über angeleitete Kreativitätstechniken im Workshop. Pia soll sich zusammen mit den anderen Teilnehmer*innen vorstellen, sie bekäme ein einjähriges Forschungs-Stipendium geschenkt: »Was würdest du tun, wenn Zeit und Geld keine Rolle spielen?«. Wie so ein Jahr aussehen könnte, zeigt Beispiel-Figur Leonie, die durch alle Übungen begleitet.

Nach einer weiteren Übung, viel Austausch in Breakout-Rooms und einem Input zu den 12 Megatrends, die laut Zukunftsinstitut unsere Jobs von morgen prägen werden, haben Pia und die anderen eine Übersicht ihrer Lieblingstätigkeiten, Stärken und Interessen auf Post-its an ihrem Fenster oder Schrank kleben. Nun beginnen sie, Job-Ideen dazu zu entwickeln, erst allein, später wieder in Kleingruppen.

»Toll, wie einfach man auf Ideen kommen kann«, findet Pia danach. »Das Beispiel von Leonie hat gut gezeigt, wie aus vielen einzelnen Zetteln auf einmal ein Gesamtbild entsteht, das den Weg zum Traumjob weist.«

Pias Ideen-Ausbeute beinhaltet gleich mehrere Zettel mit der Aufschrift »3D-Druck«. Kein Wunder, denn »dazu hatte ich auch schon ein Praktikum am Fraunhofer IFAM in Bremen gemacht, und das war cool.«

Wie testet man, ob die Job-Idee hält, was sie verspricht?

Sich eine Arbeit vorzustellen und sie am eigenen Leib zu erfahren, können zwei sehr unterschiedliche Dinge sein. Deshalb geht es jetzt im Workshop um verschiedene Test-Möglichkeiten. Klar, ein Praktikum verschafft Klarheit, aber wer hat schon Zeit für fünf Praktika? Neben einer ganzen Reihe von anderen Test-Strategien erfahren Pia und Co. jetzt, wie man über strukturierte Interviews möglichst viel von Menschen erfährt, die im angestrebten Feld arbeiten.

Um das gleich praktisch zu üben, werden die Teilnehmenden am Folgetag verschiedene Fraunhofer-Forscher*innen in ganz Deutschland virtuell treffen. Pia besucht zusammen mit Anna und David die Maschinenbau-Absolventin Samira Gruber, die am Fraunhofer-Institut für Werkstoff- und Strahltechnik IWS in Dresden​ zu additiven Produktionsverfahren forscht. Sie arbeitet dabei insbesondere mit Kupfer und betreut überwiegend Projekte für Industrie und Raumfahrt.

»Durch mein Praktikum am Fraunhofer IFAM hatte ich ja schon eine Idee davon, was Samira macht. Überrascht hat mich, dass sie ja eine ganz normale Studentin war und nicht nur Einser schrieb“, berichtet Pia. Samira habe auch nicht nur durch die rosarote Brille erzählt, sondern ebenso von der Herausforderung berichtet, so viele Projekte gleichzeitig zu jonglieren. Dazu ist die 30-Jährige noch Mutter zweier Kinder. »Es klang alles so menschlich, ich kann mir vorstellen, dass Samira eine gute und sympathische Kollegin ist.«

Wie wird man Kolleg*in bei Fraunhofer?

Am Abend des zweiten Tages von TTO – Durchstarten@Home steht eine Gesprächsrunde mit studentischen Hilfskräften verschiedener Fraunhofer-Institute auf dem Programm. Eine davon studiert wie Pia Materialwissenschaft und forscht zum Thema Witterung. »Mir war gar nicht klar, dass das auch ein Bereich hier sein kann.« Für ihr nächstes Fachpraktikum wird sich Pia wahrscheinlich wieder an Fraunhofer wenden, weil das schon beim ersten Mal so gut geklappt hat. »Da habe ich einfach unsere jetzige Workshopleiterin Anke Streckfuß angeschrieben, und sie hat mich nach Bremen vermittelt.«

Was hilft bei Hängern in Lernphasen?

An Tag drei von TTO – Durchstarten@Home stellen die sechs Kleingruppen ihre interviewten Wissenschaftler*innen vor. Und zwar mit ihren Vorlieben, Interessen und Stärken, die sie gezielt beobachten sollten. Schnell wird klar: Es ist ein bunter Haufen an ganz unterschiedlichen Persönlichkeiten. Jede*r musste auch mal Schlappen wegstecken, aber jede*r geht auch mit großer Leidenschaft seinem/ihrem Beruf nach.

Weil jedes Studium mal dürre Phasen mit sich bringt, auch abseits von Corona, geht es im Workshop jetzt noch mal um Möglichkeiten, was dann stärken kann. Sport und frische Luft fallen den Teilnehmenden sofort ein, oder die Unterstützung von Lerngruppen und Mentoren. Zusätzlich gibt es noch Input zu den Methoden »Vision Board« (Ziele per Collage visualisieren) und »Entwicklungstagebuch« (abends notieren, was Spaß gemacht hat, was interessant war und was richtig gut gelungen ist).

Was nimmt man konkret aus der Veranstaltung mit?

Weil Vorsätze viel verbindlicher werden, wenn man sie jemandem erzählt und bereits innerhalb der nächsten 72 Stunden aktiv wird, schließt jede*r den Workshop mit seinen zwei wichtigsten Plänen ab. Pia will das Entwicklungstagebuch ausprobieren und sich im Sommer um ein Praktikum bemühen. Gerade ist ihre Motivation deutlich höher als vor dem Workshop. »Ich finde die Möglichkeit toll, nach dem Studium als Werkstoffwissenschaftlerin bei Fraunhofer zu arbeiten – das motiviert mich.«

Außerdem nimmt sie – wie bei jeder Fraunhofer-Veranstaltung – neue Kontakte und Bekanntschaften mit, das funktioniert auch digital: Am ersten Abend fand noch ein Escape Game statt und bei einem Mini-Coaching an Tag drei konnte man sich persönlicher austauschen. »Vor allem mit meiner Kleingruppe, mit der ich die Wissenschaftlerin Samira interviewen konnte, habe ich viel gesprochen.«